Book a Scientist - Dein Speeddating mit der Wissenschaft

Allen Neugierigen und Wissensdurstigen macht die Leibniz-Gemeinschaft mit dem kommenden "Book a Scientist" am 12. September 2023 ein spannendes Angebot: Buche dir jetzt dein exklusives, virtuelles Gespräch mit Leibniz-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern!

Wer nicht fragt, bleibt dumm – das wusste schon die Sesamstraße. Bei „Book a Scientist" hast du die Chance, dich 25 Minuten exklusiv und unter vier Augen mit einer Expertin oder einem Experten der Leibniz-Gemeinschaft auszutauschen und alles zu fragen, was du schon immer zu deinem Lieblingsthema wissen wolltest.

Wähle aus mehr als 100 Themen aus. Sprich mit uns zum Beispiel über Energieprobleme und Brennstoffragen der Antike, die archäologische Perspektive auf Konflikt und Gewalt oder über die Konzeption unseres neuen Museums für Archäologie in Mainz.

Um sich einen Gesprächstermin zu reservieren, klicke auf der Veranstaltungswebsite einen verfügbaren Termin deiner Wahl an. Gib anschließend bitte deine Kontaktdaten sowie bereits zwei Fragen zum Thema ein, damit unsere Wissenschaftler:innen wissen, was dich eventuell besonders interessiert.

Das Angebot ist kostenlos. Die Gespräche finden virtuell statt.

Alle Themen und Termine findest du hier: 

www.leibniz-gemeinschaft.de/bookascientist
 

Die Themen unserer Wissenschaftler:innen bei "Book a Scientist"

Dr. Stefan Albrecht
Das Schwarze Meer als Konflikt- und Kontaktraum von der Völkerwanderung bis in die Frühe Neuzeit

Das Schwarze Meer wird im westlichen Europa, das von der antiken griechisch-römischen Tradition geprägt ist, ambivalent betrachtet. Seine Bedeutung changiert wie sein antiker Name zwischen einem Pontos Axeinos, dem "unwirtbaren Meer", und einem Pontos Euxeinos, dem gastfreundlichen Meer. Dem umfangreichen und meist friedlichen Austausch zwischen den vielen Anrainervölkern und den anderen Ländern Europas zum Trotz bleibt seine reiche Vergangenheit weitgehend unbekannt und fremd.

Stefan Albrecht wurde 1975 in Limburg a.d. Lahn geboren. Er studierte Osteuropäische Geschichte und Byzantinistik in Mainz und Wien. Nach seiner Promotion 2001 folgten Stationen an der Göttinger Akademie der Wissenschaften und am Historischen Institut in Mainz. 2006 kam er für das SAW Projekt "Transformation und Kulturaustausch am Rand der mediterranen Welt: Das Bergland der Krim im Frühmittelalter" an das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), wo er seitdem tätig ist. 2018 habilitierte er sich mit seinen Arbeiten zur Krim an der Universität Mainz.

Dr. Henriette Baron
Zwischen Herausforderung und Chance: Wie konzipieren wir ein neues Museum für Archäologie?

Eine fertige Dauerausstellung ist wie die Spitze eines Eisberges: Sie ist das kleine sichtbare Ergebnis von zahlreichen Arbeitsschritten und Prozessen, an denen viele Menschen mit ihrem speziellen Können und Wissen beteiligt sind. Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) wird voraussichtlich im kommenden Jahr eine neue Dauerausstellung eröffnen: Neben dem Aussuchen der Objekte und dem Schreiben der Texte reichen die Vorarbeiten tief in die Bildungsforschung, die Medien- und Interaktionsplanung, die Architektur des Hauses, und das Wissen um besondere Bedürfnisse verschiedener Menschen, die in der Planung Berücksichtigung finden. Frag nach, was besonders interessiert!

Dr. Henriette Baron koordiniert die Planung der neuen Dauerausstellungen am Leibniz-Forschungsmuseum LEIZA. Ihre besondere Leidenschaft gilt dabei der Planung der Interaktionen.

Lisa Böhres-Rübeling M.A.
Good vibrations – Warum die Beziehung zwischen Besucher:innen und Vermittler:innen im Museum so entscheidend ist 

Die Lernpsychologie ist sich einig: Bildungsprozesse gelingen und sind nachhaltig, wenn sie im Kontext einer sicheren und positiven Beziehung stattfinden. Doch was braucht es überhaupt, um eine Beziehung zwischen Besucher:innen und Museumspädagog:innen herzustellen? Welche Bedeutung haben im Dialog zwischen Fach- und Erfahrungswissen Werte wie Neugier, Offenheit und Respekt? Welche Rolle spielt die Sozialisation, wenn es um Zutrauen und Vertrauen geht? Im Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) sind wir überzeugt: Um als Forschungsmuseum ein Ort des Dialogs und der gesellschaftlichen Relevanz zu sein, muss es uns in der Vermittlungsarbeit gelingen, wahrhaftige Beziehungen aufzubauen. Kontemplation, Witz und Freude sind dabei genauso mitzudenken wie das gegenseitige Aushalten unterschiedlicher Standpunkte. 

Lisa Böhres-Rübeling ist Archäologin und Pädagogin. Die Museumspädagogik ist ihre Leidenschaft, die sie schon früh zum Beruf gemacht hat. Nach Stationen bei verschiedenen Landesdenkmalämtern, pädagogischen Institutionen, Museen und der Deutschen Limeskommission ist sie seit März 2023 als stellvertretende Leiterin des Arbeitsbereichs Bildung im LEIZA tätig.

Katja Broschat
Gold, Glas, Glamour?
Was Sie schon immer über Tutanchamuns Grabausstattung wissen wollten!

Seit zehn Jahren untersucht das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Ägypten den Jahrhundertfund aus dem Grab des Pharaos Tutanchamun und hat mit seiner exzellenten Restaurierungsarbeit zur Erforschung des gut erhaltenen Grabs beigetragen. Wir teilen die Ergebnisse dieser Spurensuche gerne mit Ihnen und laden Sie herzlich ein uns Fragen zu stellen.

Vielleicht möchten Sie wissen, warum die Ausgräber bei der Bergung die Mumie zerstückeln mussten? Oder welche Objekte die heimlichen Stars der Grabausstattung sind? Wir haben erforscht, wie sie gefertigt und genutzt wurden und können damit unser Verständnis der Vergangenheit und der Menschen, die damals gelebt und diese Epoche gestaltet haben, um eine weitere Perspektive bereichern.

Katja Broschat ist Restauratorin im LEIZA und widmet sich seit nahezu 30 Jahren der Restaurierung und Konservierung sowie der technischen Erforschung archäologischer Artefakte aus Glas und Metall. Seit zehn Jahren arbeitet sie in Kairo und hat mittlerweile Hunderte von Objekten aus dem Grabschatz Tutanchamuns restauriert und/oder untersucht. Für ihre Leistungen wurde sie 2017 zum Korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts gewählt.

Dr. Benjamin Fourlas
Staatsideologie und Christentum im spätrömischen Reich

Die Christianisierung des römischen Reiches in der Spätantike ist ein weltgeschichtlich bedeutsames Phänomen, das bis heute die Identität Europas prägt. Mit der Annahme des Christentums durch Kaiser Konstantin I. wurde ein fundamentaler und von zahlreichen Konflikten begleiteter gesellschaftlicher Wandlungsprozess eingeleitet. Die Herausforderung bestand darin, den ideologischen Überbau des polytheistischen Imperiums an ein neues christliches Weltbild anzupassen, neue Normen zu setzen und gleichzeitig neue Identifikationspole anzubieten. In diesem dynamischen Prozess spielten visuelle Medien eine maßgebliche Rolle. Am Beispiel von Bildern lässt sich nachvollziehen, wie dieser Wandlungsprozess gestaltet und kommuniziert wurde. Insbesondere bildtragende Gebrauchsobjekte bieten hier anders als die zeitgenössische schriftliche Überlieferung, die einen Elitendiskurs spiegelt, eine Alltagsperspektive. Daran lässt sich die Rolle von visuellen Medien für die Etablierung neuer ideologischer Grundsätze und die Umgestaltung kollektiver Identität reflektieren.

Benjamin Fourlas ist 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) tätig und Geschäftsführer für den Leibniz-WissenschaftsCampus – Byzanz zwischen Orient und Okzident – Mainz/Frankfurt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der spätantiken und byzantinischen Archäologie. Er beschäftigt sich mit Bildkunst, materieller Kultur und Fragen der sozialen Praxis. Forschungsgegenstände sind u.a. Wandmosaiken, Silberartefakte und reliefverzierte Keramik.

Dr. Annette Frey
Archive als Quelle zur Wissenschaftsgeschichte

Die Archäologie als historische Human- und Kulturwissenschaft mit starken naturwissenschaftlichen Bezügen und großer gesellschaftlicher Partizipation zeichnet sich durch ihre facettenreiche Mittler- und Übersetzerrolle aus. In Zeiten der Diskussion um wachsenden Nationalismus, Postfaktizität und Verzerrungseffekte in Berichterstattung und vielseitiger, teils anonymisierter Kommunikation ist es umso wichtiger, Akteure und Akteurinnen der Altertumswissenschaften sowie deren Konzepte und Netzwerke zu kennen, um sie in ihrer historischen und gesellschaftlichen Einbettung einschätzen und beurteilen zu können.

Im DFG-Projekt „Spuren archäologischer Wissensgenerierung Propylaeum-VITAE – ein Instrument für die Wissenschaftsgeschichte der Archäologie“ werten das Leibniz-Zentrum für Archäologie und die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts dazu Quellen aus ihren archivalischen Sammlungen aus. Die Informationen werden mit Verweis auf die Archivsignaturen im Informationssystem Propylaeum-VITAE öffentlich bereitgestellt.

Dr. Annette Frey ist Archäologin und Buchwissenschaftlerin. Nach der Promotion zu einem frühmittelalterlichen Thema hat sie am Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) zunächst als Referentin des Direktoriums gearbeitet, seit 2022 leitet sie den Arbeitsbereich Bibliothek und Archive des LEIZA.

Anna Georgiev
Provenienzforschung – Welche (Herkunfts-)Geschichten stecken hinter Kulturgütern?

Unter Provenienzforschung versteht man vor allem die Recherche zu NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, aber auch zunehmend die Forschung zu Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Mit der Debatte über diese Thematik und die damit teilweise verknüpfte Forderung nach Rückgabe von Exponaten an die jeweiligen Herkunftsgesellschaften hat das Thema in Museen, Politik und Gesellschaft mittlerweile eine enorme Breitenwirkung entfaltet.

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz widmet sich der Provenienzforschung seit einiger Zeit intensiv. Besonderer Fokus liegt dabei derzeit auf einem Konvolut von fast 80 Artefakten, das in den Jahren 1912 bis 1914 über den Ingenieur der Bagdadbahn, Ernst Lebach, aus dem Osmanischen Reich nach Mainz gelangte und das vermutlich in Zusammenhang mit Raubgrabungen als auch illegalem Kulturgütertransfer steht.

Anna Georgiev arbeitet seit April 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am LEIZA in dem Projekt „Das Glas vom Gleis – Archäologie der Bagdadbahn unter kolonialen Vorzeichen“. Ihre Forschung beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit besonderem Fokus auf materiellen Kulturen.

Dr. Lutz Grunwald
Von Mittelrhein nach Skandinavien und zurück: Frühe Handelsnetzwerke und individuelle Kulturkontakte im Europa des Frühmittelalters?

Frühe Handelsnetzwerke und Kulturkontakte sind kein Phänomen der Neuzeit und werden im Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) mit Blick auf Parallelen in der Gegenwart intensiv untersucht. Ein Schwerpunkt betrifft die Kontakte zwischen den nördlichen Regionen Europas mit den vormodernen Industrielandschaften an Mittelrhein und unterer Mosel im Frühmittelalter. Dieser frühe Fernhandel und Fernexport von Gütern zwischen Mayen am Rande der Eifel und Andernach am Rhein weisen florierende Geschäfte auf. Lassen sich jedoch auch hierbei individuelle, persönliche oder gar kriegerische Nachweise finden?

Dr. Lutz Grunwald ist Archäologe. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Wirtschafts-, Gräberfeld- und Siedlungsarchäologie zwischen der Spätantike und dem beginnenden Hochmittelalter. Nach Stationen an den Landesämtern für Denkmalpflege in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz forscht er seit 2006 am LEIZA vom vormodernen Industrierevier der Osteifel ausgehend zu Wirtschaftsaspekten und hier besonders zu Fragen der Keramikproduktion auf europäischer Ebene. Im Rahmen dieser Tätigkeit gelang auch eine Neubewertung der frühmittelalterlichen Siedlungsverhältnisse an Mittelrhein und unterer Mosel, die besonders für die Karolingerzeit ein neues Bild ermöglicht.

Matthias Heinzel
Die Öffnung des 1000 Jahre alten Sarkophags eines Mainzer Erzbischofs

Im Juni 2019 wurde unter großem Medieninteresse in der Mainzer St. Johannis Kirche ein 1000 Jahre alter Sarkophag in exponierter Lage geöffnet. Durch Untersuchungen des Inhalts sollte geklärt werden, ob dies tatsächlich die letzte Ruhestätte des Erzbischofs Erkanbald (Amtszeit 1011-1021) ist und die St. Johanniskirche als tatsächlicher Vorgänger des Mainzer Doms bezeichnet werden kann. Sankt Johannis war die Kathedrale der Mainzer Erzbischöfe bis 1036, als der Mainzer Dom geweiht wurde und quasi die Nachfolge antrat. Ein Expertenteam untersuchte auf verschiedenen Ebenen die Überreste des ehemaligen Bischofs. Einige Überreste aus dem Sarkophag wurden im Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) untersucht – ein spannender Bericht aus dem Restaurierungslabor für Edelmetalle und Goldschmiede, der die Mainzer Stadtgeschichte umgeschrieben hat. 

Matthias Heinzel ist seit 2016 am LEIZA als Restaurator im Labor für Edelmetallrestaurierung, Galvanoplastische Kopien und Goldschmiede tätig. Er ist gelernter Goldschmied und Restaurator für archäologische Objekte.

Dr. Michael Herdick
Energieprobleme und Brennstoffragen der Antike: Was Feuerarchitekturen über die Versorgung von Städten und Gewerbearealen verraten können

Die Versorgung römischer Kaiserresidenzen wie Trier machte die Beschaffung und den Transport großer Brennstoffmengen alleine schon für die Nahrungsmittelzubereitung der Bewohner:innen und der Beheizung ihrer Wohnstätten notwendig. Hinzu kam der Brennstoffbedarf für wichtige Handwerkszweige etwa aus dem Metall- und Keramiksektor. Kulturelle Errungenschaften, wie die römischen Bäder hatten einen Holzbedarf, der den Bedarf exportorientierter Wirtschaftszweige noch übersteigen konnte.

Mithilfe der Experimentellen Archäologie ist es möglich, Daten über den Ressourcenverbrauch, die Energieeffizienz und die Verbesserungsmöglichkeiten antiker Produktionsanlagen zu sammeln. Naturwissenschaftliche Untersuchungen verkohlter Brennstoffe aus Öfen und Feuerstellen liefern Informationen über Brennstoffbeschaffungsstrategien, zu denen auch die Weiterverwertung landwirtschaftlicher Abfallprodukte gehören konnten.

Dr. Michael Herdick ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Labor für pyrotechnologische Studien und Experimente (PyroSEr) in Mayen. Die Einrichtung gehört zum Kompetenzbereich Restaurierung, Konservierung und Materialanalytik des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA). Michael Herdick beschäftigt sich hauptsächlich mit Wirtschafts- und Technikarchäologie; speziell mit der Ofen- und Keramiktechnologie von Töpfereirevieren.

Heidrun Hochgesand
Gold- und Granatschmuck aus dem 6./7. Jahrhundert: Die Herstellung von Kopien für die archäologische Forschung

Die Hauptaufgabe der Restaurierungslabore im Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) besteht darin, die archäologische Forschung bei ihren Vorhaben mit restauratorischen und konservatorischen Mitteln zu unterstützen. Ein weiterer essenzieller Beitrag ist die Herstellung von Kopien archäologischer Objekte für die Sammlung des LEIZA. Hierbei wird die sogenannte Galvano-Methode angewandt. Die Expertin erläutert das Verfahren am Beispiel einer goldenen, fein ausgearbeiteten, mit Granatsteinen verzierten Kette. Was erzählt der Schmuck über ihre frühere Besitzerin?

Heidrun Hochgesand arbeitet im LEIZA als Restauratorin, mit Schwerpunkt Edelmetallrestaurierung /  Galvanoplastische Kopien. Nach einer Ausbildung zur Goldschmiedin absolvierte sie vom 1986 bis 1989 die Ausbildung zur archäologischen Restauratorin im ehemaligen RGZM und ist seitdem im LEIZA als Restauratorin angestellt.

Univ.-Prof. Dr. Dominik Maschek
„Auf dem Schlachtfeld“ – Die archäologische Perspektive auf Konflikt und Gewalt   

Konflikt und Gewalt stellen prägende Faktoren der Menschheitsgeschichte dar. Von den frühesten Zeugnissen für organisierte Gewalt im zweiten Jahrtausend v. Chr. bis zu den Spuren der Vernichtung im Ukrainekrieg finden sie ihren materiellen Niederschlag in Form zerstörter Gebäude, verwüsteter Landschaften und ausgelöschter Existenzen. Im Gegensatz zu solchen materiellen Spuren sind kriegerische Auseinandersetzungen aus den verfügbaren Schriftquellen nur sehr bedingt zu rekonstruieren. Abhängig von den Zielen und Absichten ihrer Autoren sind solche Texte stets selektiv und vermitteln oft eine generalisierende Sicht auf Krieg und Konflikt, die stark von der Darstellung großer Schlachten oder Feldherren geprägt ist. Im Gegensatz dazu widmet sich die Konfliktarchäologie, vergleichbar der forensischen Kriminalistik, jenen Spuren, die von den Akteuren aller gesellschaftlichen Schichten im Vollzug ihres Handelns hinterlassen wurden. Dadurch ermöglicht sie ein überzeitliches und praktisches Verständnis von Konflikt und Gewalt jenseits aller propagandistischen, glorifizierenden oder verklärenden Verzerrungen.

Dominik Maschek studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien und lehrte danach in Darmstadt, Birmingham und Oxford. Neben seiner Professur für Römische Archäologie an der Universität Trier, die er seit Juli 2022 innehat, leitet er den Kompetenzbereich Römische Archäologie am Leibniz-Zentrum für Archäologie. Er arbeitet in erster Linie zur römischen materiellen Kultur von der Republik bis in die Spätantike, wobei ein Schwerpunkt seiner Forschungen auf der Konfliktarchäologie liegt. Er ist Leiter eines schlachtfeldarchäologischen Projekts zur Belagerung von Fregellae (Italien).

Stephan Patscher
Radiologie am LEIZA – Möglichkeiten und Ergebnisse der röntgentechnischen Untersuchung von archäologischen Objekten

Seit den 60-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts wird am LEIZA (ehemals RGZM) systematisch geröntgt. Neben einer konventionellen Röntgenröhre steht seit 2023 hierfür auch ein hochauflösender 3D-Computertomograf  zur Verfügung. Durch Röntgenstrahlen ist es unter anderem möglich, in Objekte und ganze Befunde, etwa Blockbergungen aus archäologischen Ausgrabungen, hineinzuschauen und ihr „Innenleben“ zu studieren – doch was sieht man da eigentlich und warum? Was sind Röntgenstrahlen überhaupt, wie werden sie erzeugt und angewendet? Wie schützt man sich bei ihrer Anwendung – und warum betreibt das LEIZA als archäologisches Leibniz-Forschungsmuseum diesen apparativen und personellen Aufwand?

Stephan Patscher ist archäologischer Restaurator. Nach Goldschmiedelehre und Studium der Geschichte und Kunstgeschichte in Berlin wurde er am RGZM zum Restaurator weitergebildet und arbeitete zunächst bei der Varusschlacht im Osnabrücker Land in Kalkriese. Seit 2004 ist er wieder in Mainz und am LEIZA für die konventionelle Radiologie zuständig.

Dr. Christoph Schwall
Neue Forschungen zu den Wurzeln der Seidenstraße: 4500 Jahre alte Handelsnetzwerke in der Golfregion

Vor rund 4500 Jahren können erstmals weitreichende Handelsnetzwerke nachgewiesen werden, die vom Indusgebiet bis in die Ägäis reichen. Dies belegen zahlreiche Fundorte an wichtigen Knotenpunkten von möglichen Seewegen und Karawanenrouten. Aktuelle Ausgrabungen am Küstenfundort Kalba (Emirat Schardscha) in den Vereinigten Arabischen Emiraten deuten an, dass gerade die Golfregion schon früh als Vermittler zwischen Ost und West diente. Verblüffend ist die etwa 2000-jährige Besiedlungsdauer des Fundorts, obwohl sich die Umweltbedingungen durch ein immer trockener werdendes Klima deutlich verschlechterten. In einer internationalen Kooperation gehen Archäolog:innen des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) und des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) gemeinsam mit der Archäologischen Behörde in Schardscha (SAA) den Ursachen auf den Grund. Die bisherigen Forschungen geben uns erste Einblicke zur Bewältigung dieser Widrigkeiten durch die gezielte Nutzung der naturräumlichen Bedingungen und ausgeklügelten Ressourcenmanagementstrategien. Insbesondere Gesteinsrohstoffe scheinen hierbei – vergleichbar mit dem heutigen Öl – eine wichtige Rolle gespielt zu haben und als Handelsgut mitunter ein Faktor zur Existenzsicherung gewesen zu sein.

Christoph Schwall ist Archäologe am LEIZA in Mainz. Seit 2019 leitet er die Feldforschungen am Fundort Kalba in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Kupfer- und Bronzezeit. Neben der Siedlungs- und Landschaftsarchäologie beschäftigt er sich mit geoarchäologischen Untersuchungen und der Funktion von Kommunikations- und Handelsnetzwerken.

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