Unser heutiger Wald hat eine lange Geschichte. Natürliche Urwälder gibt es kaum noch, in Europa sind alle Wälder stark von früheren Nutzungen geformt. Gleichzeitig hat der Wald über Jahrhunderte die mit und in ihm lebenden Menschen geprägt. Ende Januar widmete sich die interdisziplinäre Tagung „Der Wald als Archiv – Potentiale, Probleme, Perspektiven“ diesem historischen Gewordensein unserer Wälder und der Wechselwirkung Wald-Mensch. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Archäologie, Archäobotanik, Geoarchäologie, Geschichtswissenschaften und Ökologie trugen dabei Erkenntnisse aus ihren Bereichen zur gemeinsamen Diskussion bei. Das vom Exzellenzcluster ROOTS finanzierte Forschungsprojekt »Woodlands and their Anthropogenic modification by humans as longtime Laboratory of dependencies and social-environmental Dynamics« (W.A.L.D.) hatte die Tagung organisiert. Veranstaltungsort war das historische Rathaus der oberpfälzischen Stadt Sulzbach-Rosenberg. „Die sehr waldreiche Oberpfalz und speziell das historische Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden spielen für unser Projekt eine besondere Rolle, weil dort die schriftliche Überlieferung außergewöhnlich gut ist“, erklärt Max Grund, einer der Projektmitarbeiter. Zahlreiche Menschen aus der Region beteiligten sich an den Diskussionen und zeigten damit, dass das Thema nicht nur von akademischem Interesse ist, sondern auch jenseits der Wissenschaft eine große Relevanz besitzt.
Die einzelnen Tagungsbeiträge zeigten genauso wie die gemeinsame Abschlussdiskussion, dass ein detailliertes Verständnis der „Archivfunktion“ des Waldes, der vielfach noch unerschlossene Informationen über seinen Wandel im Laufe der Geschichte speichert, eine wichtige Grundlage für Überlegungen über die Zukunft des Waldes werden kann und soll. Viele Wortmeldungen betonten das Ringen um einen gesunden Wald und dass mehr Forschungsdaten benötigt würden. Bemerkenswert war die Bezeichnung des Waldes als „Energielandschaft“, aus der der Mensch in unterschiedlichen Epochen auf verschiedenste Weise Vorteile zog. Damit dies ohne Raubbau auch in der Zukunft geschehen kann, sollten alle an einer Regeneration des Waldes interessiert sein. Die Tagung lieferte dahingehend bedeutsame Impulse und hat zugleich aufgezeigt, wie vielfältig dieser Themenkomplex betrachtet und untersucht werden kann.
„Die Tagung hat auch gezeigt, dass eine gemeinsame Fokussierung so unterschiedlicher Fachrichtungen keine einfache, aber eine lohnenswerte Aufgabe ist. Einigkeit herrschte darin, dass die Tagung als gelungener Auftakt für die Entwicklung gemeinsamer Forschungsfragen zu verstehen ist“, resümiert ROOTS-Mitglied Dr. Jens Schneeweiß vom Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) am Standort Schleswig.