Die Gebiete in Kappadokien und Kilikien, die das Team bereiste, bildeten zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert n. Chr. das Grenzgebiet zwischen dem Byzantinischen Reich und dem frühislamischen Kalifat. Hier kam es im 7. und der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts zu Angriffen der sassanidischen Perser und der Araber im Zuge eines byzantinisch-islamischen Kriegs. Deren sozioökonomischen Auswirkungen untersucht Sarantis in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt am LEIZA.
Die Forschungsreise begann und endete in Kayseri, dem byzantinischen Caesarea. In einer kreisförmigen Route reiste das Forschungsteam nach Ostkappadokien und Westarmenien, über das Taurusgebirge in die kilikische Ebene und durch diese hindurch, bevor es erneut das Taurusgebirge überquerte. Zum Abschluss erkundeten die Forscher westliche und zentrale Teile Kappadokiens. Zu den wichtigsten Stätten auf der Route gehörten die Bergfestungen von Tzamandos, Lykandos, Aromane und Al-Aghrab sowie die byzantinischen Städte Anazarbos, Mokissos, Tyana und Caesarea. Auch die Höhlenstädte Çanli Kilise, Derinkuyu, Kaymakli und Açik Saray wurden besucht.
Lokale Bevölkerung auf sich alleine gestellt
„Die Besichtigung der vielen Stätten untermauert die Schlüsselhypothesen meines Projekts: Die lokale Bevölkerung schützte sich, ihr Vieh und weitere Ressourcen vor den Überfällen muslimischer Armeen und der byzantinisch-muslimischen Kriegsführung, indem sie spezifischen Siedlungsformen wie Festungen in steilen Bergregionen sowie in den vulkanischen Tuffstein gegrabene Tunnelnetze und Raumkomplexe anlegten“ erklärt Sarantis. „Für die muslimisch-arabischen Armeen müssen diese Regionen schwer zu erobern oder zu plündern gewesen sein. Selbst für uns war die Durchquerung der Landschaft und die enormen Entfernungen mit modernen Transportmitteln eine Herausforderung“.
Diese Anpassungsfähigkeit und Resilienz der Gemeinschaften sicherten deren Fortbestehen. Denn die byzantinische Regierung in Konstantinopel konzentrierte ihre Verteidigungsmaßnahmen auf die wirtschaftlich und politisch wichtigeren westanatolischen Provinzen. Dies zeigt sich auch in der Datierung der großen byzantinischen Festungen, die wichtige Verkehrswege in Kappadokien schützten: Die meisten davon wurden erst im 9. und 10. Jahrhundert errichtet.
Somit bot die Forschungsreise wertvolle Erkenntnisse über die historische Kriegsführung und die Anpassungsstrategien der lokalen Bevölkerung in einer bedeutenden Grenzregion des Byzantinischen Reiches.