Forschungsprojekt

Die aurignacienzeitliche Freilandstation Breitenbach (Sachsen-Anhalt, Deutschland)

Die paläolithischen Wurzeln menschlicher Spatialiät und die soziale Organisation von Siedlung und Gesellschaft

Zusammengefasst

Die seit 2009 laufenden Geländearbeiten an der früh-jungpaläolithischen Freilandstation Breitenbach gehen der Frage nach den Wurzeln differenzierter Raumnutzung und -organisation nach. Mit dem Beginn des Jungpaläolithikums scheint das Wirtschaften in neu organisierten sozio-ökonomischen Einheiten eine Intensivierung unterschiedlichster Subsistenzbereiche zu fördern. Entsprechende Raumnutzungssysteme institutionalisieren dabei soziale Interaktionen und ziehen neue Formen der Kommunikation nach sich. Kunst, Schmuck und/oder Symbole wären in einem Kontext des gemeinschaftlich genutzten „öffentlichen“ Raumes funktional eingebunden zu verstehen und nicht etwa als Ausdrucksformen gesteigerter kognitiver Fähigkeiten.

Vor 45–30.000 Jahren breitet sich der Anatomisch Moderne Mensch über Europa aus, und die Zeit des Neandertalers nimmt ein Ende. Glaubte man lange Zeit, der Anatomisch Moderne Mensch habe den Neandertaler verdrängt bis dieser letztlich ausstarb, so mehren sich heute die Belege für die Vermischung beider Menschenformen.

„Ausgestorben“ ist aber die Lebensweise des Neandertalers. Das zeigt der gänzlich andere archäologische Niederschlag, der sich mit dem früh-jungpaläolithischen Aurignacien vor etwa 42–34.000 Jahren fassen lässt: Andere Geräteformen, aber allem voran Schmuck, Kunst und Musikinstrumente, die in der Regel von Höhlenfundplätzen stammen, zeugen von neuen Formen des sozialen Miteinanders.

Die Ursachen des Herausbildens entsprechend neu organisierter sozialer Umwelten sind aber kaum verstanden. Dies liegt insbesondere daran, dass unsere Kenntnis dieser entscheidenden Phase der Menschwerdung durch die Dominanz von Höhlengrabungen verzerrt ist. Bestimmten Formen der Raumnutzung und -organisation, die auf ganz unterschiedliche Weise Interaktionen fördern oder beschränken können, kann in engen Höhlenräumen kaum nachgegangen werden.

Vor diesem Hintergrund untersuchet der Kompetenzbereich Pleistozäne und Frühholozäne Archäologie in enger Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt den großflächigen Freilandfundplatz Breitenbach unweit von Zeitz, ganz im Süden Sachsen-Anhalts.

Forschungsziel

Ab dem Jungpaläolithikum ist das gesamte Leben der Menschen von kulturellen Regeln und Regelwerken durchdrungen. Die Existenz und Bedeutung solcher Regeln manifestiert sich vor allem in der räumlichen Organisation von Siedlungsplätzen. Raumbezogene Untersuchungen zu regulatorischen Ideen und Mechanismen des Zusammenlebens, die sich an spät-jungpaläolithischen Siedlungsplätzen im Detail haben rekonstruieren lassen, werfen die Frage nach den Wurzeln entsprechender Raumnutzungskonzepte auf. Die Arbeiten der letzten Jahre in Breitenbach zielen darauf ab, die wesentlichen Unterschiede gegenüber den mittelpaläolithischen Befunden herauszuarbeiten, und damit zum Verständnis der sozio-ökonomischen Vorteile sozial differenzierter Raumorganisationformen beizutragen.

Methodik

Mit einer Fläche von mindestens 6–7.000 m² Ausdehnung zählt der rund 34.000 Jahre alte Fundplatz Breitenbach ohne Zweifel zu den größten erhaltenen Plätzen dieser Zeitstellung. Breitenbach ist damit hervorragend geeignet, Fragen der räumlichen Organisation und der Raumnutzung nachzugehen. Grundlage und Voraussetzung sind umfängliche und großflächige Geländearbeiten, die seit 2009 in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt in Halle durchgeführt werden.

Weiträumige Sondagen und Flächengrabungen nach modernen Standards und geoarchäologische Untersuchungen erschließen sowohl das Fundplatzareal als auch das unmittelbare Umland des Platzes. Mittels geostatistischer Analysen, Zusammenpassungen und Kartierungen ist es so möglich, die skizzierten Fragen der Raumnutzung zu adressieren.

Da die bisherigen Arbeiten nicht nur die räumlich differenzierte Nutzung des Platzes belegen, sondern auch mehrere Fundschichten aufgedeckt haben, wird es möglich sein, Veränderungen der räumlichen Organisation in Anhängigkeit der Intensivierung und Dauer der Nutzung des Platzes herauszuarbeiten.

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Kontakt

Dr. Olaf Jöris
+49 2631 9772-14
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Projektzeitraum

Seit 01.2009

Unterstützung

2009-2011: Fördermittel der Leakey Foundation, ID 20140, der Wenner-Gren Foundation, Grant No. 7974, und der Fritz-Thyssen-Stiftung, FTS Az 20.09.0.57; darüber hinaus der Faculty of Archeology der Universität Leiden und dem LDA Sachsen-Anhalt LEIZA und Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA Sachsen-Anhalt)

In Druck

  • Jöris (in Druck): O. Jöris. Der räumliche Niederschlag neuer Bedürfnisse. Auf der Suche nach den Wurzeln unseres modern-menschlichen Siedlungs- und Gemeinwesens / The Spatial Signatures of Human Needs. Searching for the origins of modern-human settlement and communal behaviour. In: S. Gaudzinski-Windheuser / O. Jöris (Eds.), MONREPOS forscht. 318–325.
  • Jöris & Street (in Druck): O. Jöris / M. Street. Wandel von Weltanschauungen vor 34.000 Jahren. Der Übergang vom Aurignacien zurm Gravettien / A Changing View of the World 34,000 Years ago. The transition from the Aurignacian tot he Gravettian. In: S. Gaudzinski-Windheuser / O. Jöris (Eds.), MONREPOS forscht, 336–347.
  • Jöris et al. (in Druck): O. Jöris / T. Matthies / L. Schunk / J. Weiß. Eine 34.000 Jahre alte Elfenbeinwerkstatt: Zeugnis früher Arbeitsspezialisierung / A 34,000 year-old Ivory Workshop as an example of early craft specialisation. In: S. Gaudzinski-Windheuser / O. Jöris (Eds.), MONREPOS forscht, 326–335.
  • Jöris et al. (in Druck): O. Jöris / T. Matthies / J. Weiß. Wenn auch nur fragmentarisch: eine 34 000 Jahre alte Elfenbeinplastik aus Breitenbach, Sachsen-Anhalt - neue Funde aus einem Land früher Innovationen. In: Meller, H. (Ed.), Schönheit, Macht und Tod. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt (Halle / Saale).
  • Jöris et al. (in Druck): O. Jöris / T. Matthies / J. Weiß. Schmuck und Identität vor 34 000 Jahren - Schönheit und Stolz, Tracht und Tradition. In: Meller, H. (Ed.), Schönheit, Macht und Tod. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt (Halle / Saale).

2021

  • Lindemaier (2021): K. Lindemaier. Mittel- und jungpleistozäne Relief- und Bodengenese im Bereich der Freilandfundstelle Breitenbach (Sachsen-Anhalt, Deutschland). Multi-Proxy basierte Analyse der Löss-Paläoboden-Sequenz BRE 16A. Unveröffentl. Bachelorarbeit, Geographisches Institut, Johannes Gutenberg Univ. Mainz (Mainz 2021).

2019

  • Jöris et al. (2019): O. Jöris / T. Matthies / P. Fischer. At the northern edge of the habitable world. New results from the Aurignacian open-air site of Breitenbach, Sachsen-Anhalt, Germany. In: A. Maier (Ed.), Hugo Obermaier Society, 61st Annual Meeting in Erkrath, April 23rd - April 27th 2019. Abstracts. (Erlangen), 34.
  • Jöris et al. (2019): O. Jöris / T. Matthies / P. Fischer. How ‘Gravettian’ was the Late Aurignacian? Worked Ivory Objects from the 34,000 year-old open-air site Breitenbach (Germany). In: P. Woital / J. Wilczynski (Eds.), 3rd Conference World of Gravettian Hunters. Kraków, Poland, 20-24 May 2019. Abstracts. (Kraków), 28–29.

2018

  • Jöris (2018): O. Jöris. Der Mensch und das Verhalten. In: S. Fink / R. Rollinger (Eds.), Oswald Spenglers Kulturmorphologie. Universal- und kulturhistorische Studien. Studies in Universal and Cultural History. (Wiesbaden), 11–51.
  • Reiche et al. (2018): I. Reiche / C. Heckel / K. Müller / O. Jöris / T. Matthies / N. J. Conard / H. Floss / R. White. Combined Non-invasive PIXE/PIGE Analyses of Mammoth Ivory from Aurignacian Archaeological Sites. Angewandte Chemie International Edition / Kombinierte nicht-invasive PIXE/PIGE-Analysen von aurignacienzeitlichen Objekten aus Mammutelfenbein bedeutender archäologischer Fundstellen. Angewandte Chemie 130 (25), 7550–7554.

2017

  • Jöris et al. (2017): O. Jöris / T. Matthies / P. Fischer. Am Rande der bewohnten Welt. Vom Leben in den trundrenähnlichen Graslandschaften des nördlichen Mitteleuropa vor 34000 Jahren. In: H. Meller / Th. Puttkammer (Eds.) 2017. Klimagewalten – treibende Kraft der Evolution. Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), 318–331.
  • Matthies et al. (2017): T. Matthies / P. Fischer / O. Jöris. Hunted or collected? A critical re-evaluation of the Proboscidean remains at the Aurignacian open-air site Breitenbach-Schneidemühle. Proceedings of the European Society for the study of Human Evolution Vol. 6, 2017, 130.

2016

  • Taszus (2016): R. Taszus. The Breitenbach Archaeological Site – A Palaeoenvironmental Analysis Based on Micro-mammals. Unveröffentl. Bachelorarbeit, Inst. Ur- u. Frühgeschichtl. Archäolog. Friedrich-Schiller-Univ. Jena (Jena).

2014

  • Becker (2014): N. Becker. Mittel- und Jungpleistozäne Hang- und Talbodengenese im Bereich der Freilandfundstelle Breitenbach (Sachsen-Anhalt, Deutschland) – sedimentologische und geochemische Untersuchungen des Bohrkerns BRE 13. Unveröffentl. Bachelorarbeit, Geographisches Institut, Johannes Gutenberg Univ. Mainz (Mainz 2014).
  • Schunk (2014): L. Schunk. Geräteverhalten im Frühen Jungpaläolithikum. Die retuschierten Artefaktfunde der Grabungen Breitenbach 2012–2013. Unveröffentl. Bachelorarbeit, Inst. Vor- u. Frühgeschichtl. Archäologie, Johannes Gutenberg Univ. Mainz (Mainz).

2013

  • Moreau & Jöris (2013): L. Moreau / O. Jöris. La fin de l’Aurignacien. Au sujet de la position chronologique de la station de plein air de Breitenbach dans le contexte du paléolithique supérieur ancien en Europe centrale. In: P. Body / L. Chehmana / L. Klaric / L. Mevel / S. Soriano / N. Teyssandier (eds.): Le Paléolithique supérieur ancien de l‘Europe du Nord-ouest. Actes de la table-ronde de Sens (avril 2009). Mémoire de la SPF, Paris, 395–414.
  • Verpoorte et al. (2013): A. Verpoorte / A. García Suárez / O. Jöris / T. Matthies. Site Formation at the Early Upper Palaeolithic Open-Air Site Breitenbach (Sachsen-Anhalt, Germany) Hugo-Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit e. V., 55. Jahrestagung in Wien, 02.–06. April 2013, 49-–50.

2012

  • Moreau (2012): L. Moreau. Breitenbach-Schneidemühle, Germany: A major Aurignacian open air settlement in Central Europe. Eurasian Prehistory 9, 51–75.
  • Moreau (2012): L. Moreau. Status of flake production The Aurignacian of Breitenbach (Sachsen-Anhalt, Germany): Status of Flake Production. In: A. Pastoors / M. Peresani (Eds.), Flakes not Blades: The Role of Flake Production at the Onset of the Upper Palaeolithic in Europe. Wissenschaftliche Schriften des Neanderthal Museums 5 (Mettmann), 181–197.

2011

  • García-Suárez (2011): A. García-Suárez. Micromorphological and Geochemical Analysis of the Late Aurignacian Occupation at the Open-air Site of Breitenbach (Sachsen-Anhalt, Germany). Unveröffentl. Masterarbeit, School of Human and Environmental Sciences, Univ. of Reading (Reading).
  • Moreau (2011): L. Moreau. La fin de l´Aurignacien et le début du Gravettien en Europe centrale: continuité ou rupture? Étude comparative des ensembles lithiques de Breitenbach (Sachsen-Anhalt, D) et Geißenklösterle (AH I) (Bade-Wurtemberg, D). Notae Praehistoricae 31, 21–29.

 

2010

  • Jöris & Moreau (2010): O. Jöris / L. Moreau. Vom Ende des Aurignacien. Zur chronologischen Stellung des Freilandfundplatzes Breitenbach im Kontext des Frühen und Mittleren Jungpaläolithikums in Mitteleuropa. Archäologisches Korrespondenzblatt 40, 1–20.
  • Jöris et al. (2010): O. Jöris / C. Neugebauer-Maresch / B. Weninger / M. Street. The Radiocarbon Chronology of the Aurignacian to Mid-Upper Palaeolithic Transition along the Upper and Middle Danube. In: C. Neugebauer-Maresch / L. R. Owen (Eds.), New Aspects of the Central and Eastern European Upper Palaeolithic – Methods, Chronology, Technology and Subsistence. Symposium by the Prehistoric Commission of the Austrian Academy of Sciences; Vienna, November 9–11, 2005. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 72 (Wien), 101–137.
  • Matthies (2010); T. Matthies. The Exploitation of Fur-bearing Mammals during the Late Aurignacian of Central Europe: a Case Study of the Faunal remains from Breitenbach (Saxony-Anhalt), Germany. Unveröffentl. Masterarbeit, School of Humanities, Dept. of Archaeology, Univ. Southampton (Southampton).
  • Moors (2010): C. Moors. Untersuchungen zu Petrographie, chaîne opératoire und Verwendung der bearbeiteten Sedimentgesteine der aurignacienzeitlichen Freilandfundstelle Breitenbach, Kreis Zeitz (BLK). Unveröffentl. Masterarbeit, Fakultät für Geschichteswissenschaften, Inst. f. Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Univ. Bochum (Bochum).

Ältere Arbeiten zu Breitenbach:

  • Hahn (1977): J. Hahn. Aurignacien. Das ältere Jungpaläolithikum in Mittel- und Osteuropa. Fundamenta A, Bd. 9 (Köln/Wien).
  • Niklasson (1927): N. Niklasson. Die Grabung auf der jungpaläolithischen Station bei der Schneidemühle bei Breitenbach, Kreis Zeitz. Nachrbl. Dt. Vorzeit 3 (Leipzig).
  • Niklasson (1928): N. Niklasson. Die paläolithische Station bei der Schneidemühle bei Breitenbach im Kreise Zeitz. Tagungsber. Dt. Anthropol. Ges. 1928, 89–90.
  • Pohl (1939): G. Pohl. Die mitteldeutschen Flachklingen von Breitenbach. Unveröffentl. Inaugural-Diss. Phil. Fakultät Martin Luther-Univ. Halle-Wittenberg (Halle).
  • Pohl (1958): G. Pohl. Die jungpaläolithische Siedlung Breitenbach, Kr. Zeitz, und ihre bisherige Beurteilung. Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 41/42, 1958, 178–190.
  • Richter (1987): J. Richter. Jungpaläolithische Funde aus Breitenbach/Kr. Zeitz im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Quartär 37/38, 63–96.
  • Schäfer (2012): J. Schäfer. Zur Stratigraphie und Geomorphologie am Aurignacien-Freilandfundplatz Breitenbach-Schlottweh. In: H. Meller (Ed.), Zusammengegraben – Kooperationsprojekte in Sachsen-Anhalt. Tagung vom 17. bis 20. Mai 2009 im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). Arch. Sachsen-Anhalt, Sonderbd.16 (Halle), 19–26.

Erste Ergebnisse

Auf einer geographischen Breite von 51° N gelegen, zählt Breitenbach zu den nördlichsten Stationen des Aurignaciens. Bislang sind aus dieser Zeit nur wenige und auch nur wenig weiter nördlich gelegene Fundplätze wie z. B. die Hermannshöhle im Harz oder einige Plätze auf den Britischen Inseln bekannt; sie haben im Allgemeinen nur sehr wenige oder gar einzelne Funde erbracht und bezeugen insgesamt die wohl nur sehr kurzzeitige Präsenz des Menschen derart weit im Norden. Die großflächige Ausdehnung des Platzes Breitenbach, sein Fundreichtum sowie die Zahl an Befunden implizieren, dass diese Region des nördlichen Mitteleuropa jedoch nicht nur sporadisch und in günstigen Zeiten aufgesucht wurde, sondern dass sie vielmehr als integraler Teil der spät-aurignacienzeitlichen Ökumene zu verstehen ist. Die Region bot demnach eine ausreichende Lebensgrundlage für dort verortete Gruppen. Vielleicht gründet die intensive Belegung Breitenbachs im späten Aurignacien gerade in der Fülle von Ressourcen, die hier zur Verfügung standen: Jagdwild zur Nahrung sowie zum Gewinnen von Fellen/Pelzen sowie Rohmaterialien wie Feuerstein und Elfenbein mögen diese Region, insbesondere aber diesen Platz, aus dem Blickwinkel zentraler Subsistenzfragen attraktiv gemacht haben.

Drei archäologischen Fundschichten lassen dabei erkennen, dass Menschen diesen Platz wohl aufsuchten, um im Herbst die saisonal wandernden Rentiere abzufangen. Mit länger fortdauernder Besiedlung rückt zunehmend die Winterpelzgewinnung von Eisfuchs und Schneehase in den Vordergrund. Mit fortschreitender Aufenthaltsdauer deutet sich an dieser Stelle erstmals an, wie sich die längerfristige Nutzung eines steinzeitlichen Platzes auf den archäologischen Niederschlag auswirkt: Das Fundspektrum wird diverser, räumlich differenzierte Befunde werden klarer und häufiger, die Feuernutzung wird intensiviert, und Schmuckstücke, Kunstobjekte und die Nutzung roter Farbe gewinnen an Bedeutung. In einer letzten Phase scheint sich fassen zu lassen, dass vorbereitende Maßnahmen zum Verlassen des Platzes ergriffen wurden.

Zu den herausragenden Funden und Befunden gehören detaillierte Einblicke in die räumliche Organisation eines Areals, das speziell der Verarbeitung von Mammutelfenbein zur Herstellung unterschiedlichster Objektgattungen gewidmet war: Elfenbeinprojektile, -perlen und fragmente einer plastisch gearbeiteten Frauenstatuette wurden in diesem Areal gefunden. Hierin manifestiert sich eine räumlich differenzierte Nutzung festgelegter Arbeitsbereiche. Bei der Frauenstatuette handelt es sich um den zweitältesten Beleg dieser Fundkategorie. Zusammen mit der „Venus vom Hohle Fels“ in Süddeutschland belegen die Breitenbacher Funde, dass diese Idee bereits im Aurignacien ihren Anfang hat und sich dann von Mitteleuropa nach Westen und Osten ausbreitet.

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