Die Kůlna-Höhle (Tschechien) – zur Bedeutung von Höhlen für die neandertalerzeitliche Landschaftsnutzung

Die Erforschung der Verhaltensstrategien von Homininen in warmen Klimaphasen ist ein aktuelles Kernprojekt am Archäologischen Forschungszentrum Monrepos. Analysen von zeitlich hoch aufgelösten Fundstellen sollen klären, wie und in welchem Ausmaß diese Strategien von bestimmten klimatischen Bedingungen abhängig waren. Die Fauna der mittelpaläolithischen Schicht 11 in der Kůlna-Höhle (Tschechische Republik) spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie die Subsistenzstrategien der Neandertaler während des letzten Interglazials an einer Schlüsselstelle aufzeigt. In einem Kooperationsprojekt mit dem Mährischen Museum wurden etwa 30 000 Tierfunde aus Schicht 11 der Kůlna-Höhle in eine detaillierte zooarchäologische Analyse einbezogen. Sie werden der letzten Zwischeneiszeit bzw. zwei Oszillationen zu Beginn der letzten Eiszeit zugeordnet.

Durch die Untersuchungen zeichnet sich das Bild einer Beschaffungsstrategie der Neandertaler ab, die sich vor allem auf große Pflanzenfresser (Pferd, Wildrind, Rothirsch und Riesenhirsch) konzentriert. Ähnliche Beschaffungsstrategien wurden an vielen Fundstellen der Neandertaler-Kaltzeit festgestellt. Ungewöhnlich ist jedoch die Intensität der Verarbeitung der Nahrungsressourcen in Kůlna.

Ob es sich dabei um eine allgemein intensive Nutzung von Tierressourcen während dieser besonderen klimatischen Phase oder speziell an diesem Fundort handelt – d. h. ob Kůlna ein ökonomischer Schlüsselort der Subsistenzstrategie innerhalb des Mobilitätszyklus' der Neandertaler war –, soll im Rahmen dieser Untersuchung geklärt werden.