Forschungsprojekt

Der Großgrabhügel und die Beilklingen

Die Steinbeilklingen

Im Jahr 1893 wurden beide Steinbeilklingen von August von Cohausen publiziert. Als Fundort wird ein Abschnitt des äußeren Walles angegeben, der auch heute noch ungefähr lokalisiert werden kann. Cohausen nahm seinerzeit Bezug auf eine von ihm vorab publizierte Karte, war aber bei der Auffindung der Beile nicht an Ort und Stelle, die ohnehin etwa zehn Jahre vor der Publikation bei Anlage eines Weges entdeckt wurden.

Sehr vieles spricht allerdings dafür, dass die Stücke aus einem seinerzeit nicht erkannten, stark erodierten Großgrabhügel stammten, und etwa zehn Jahre vor der Publikation dort beim Ausbau der Forstwege gefunden wurden.

Die Beilklingen wurden dann im Zuge des JADE-Projektes untersucht, die ursprüngliche Ansprache der Rohmaterialien als Jade- und Grauwacke übernommen. Das Jadebeil ist ein Stück vom Typ Greenlaw/Altenstadt, das andere ein Stück vom Typ Puy.

Beim letzeren Exemplar zeigte eine erneute Untersuchung am RGZM durch Tatjana Gluhak, dass es sich beim Rohmaterial sehr wahrscheinlich um Amphibolit handelt. Beide Exemplare sind Bestandteil der Schausammlung des Stadtmuseums Hofheim.

Der Grabhügel

Der Grabhügel blieb bis zur Identifikation im Gelände durch Heinrich Thiemeyer und der Überprüfung an den seit 2012 zur Verfügung stehenden Daten der digitalen Geländeaufnahme (LiDAR) des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) als solcher unerkannt. Er ist im Gelände nur von der Westseite aus gut zu erkennen. Stratigraphische Untersuchungen zeigen, dass seine Erosion bereits während des Beginns der Innenbesiedlung um 3750 v. Chr. abgeschlossen war, die Typologie der Beile spricht für eine Errichtung um 4200/4100 v. Chr.

Großgrabhügel dieser Art sind bislang in Mitteleuropa für jene Zeit nicht belegt, finden aber heute noch Entsprechungen in der Bretagne, besonders im Tumulus von Tumiac.

Bei den Beilen dürfte es sich um die Beigaben einer Bestattung im Zentrum des Grabhügels handeln. Die Bestattung selbst war wohl bereits um 1880 vergangen, als die Reste des Grabes bei der Anlage des Waldweges unbeabsichtigt zerstört wurde. Trotz dieses äußerst unglücklichen Umstandes bleibt aber der Großgrabhügel das einzige Monument dieser Größe und dieses Alters in Mitteleuropa und unterstreicht die Anbindung des Rhein-Main-Gebietes vor 6000 Jahren an Westeuropa.

Hochauflösende 3D-Scans der Beile und interaktive Karte

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Prof. Dr. Detlef Gronenborn
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