Forschungsprojekt

Handelsschifffahrt: Fahrzeuge und Ladungen

Zusammengefasst

Im Fokus stehen antike Schiffsfunde mit erhaltener Ladung (z. B. Nahrungsmittel, Barren, Schrott, Baustoffe, Hausrat, Luxuswaren) bzw. Verpackungsmitteln (Amphoren, Dolia) oft bekannter Herkunftsregionen und zuweilen auch herleitbarer Transportziele. Ihre Untersuchung bietet Anhaltspunkte zu Qualität und geographischer Ausdehnung der Warenströme, indirekt der Absatzmärkte. Dabei kommt dem Schiff als logistisch genutztes Transportmittel besondere Bedeutung zu: Seine Eigenschaften, die Art und Weise seines Einsatzes sowie nautische Konditionen definieren die Abläufe von Handel über See.

Das Projekt leistet Beiträge zum Verständnis maritimer Ökonomie im Altertum, wobei die Betrachtung des Wasserfahrzeuges in den Vordergrund rückt. Es stellen sich sechs zentrale Fragen:

  1. Was sagen die im archäologischen Quellenbestand überproportional zu fassenden Ladungen über Größe, Typus und Konstruktion eines Frachters aus?
  2. Welche Befrachtungsverfahren wurden gewählt und weshalb?
  3. Welche Konsequenzen leiten sich aus hergeleiteten Parametern für nautisches Handling und den Frachtumschlag in Häfen ab?
  4. In welchem Maße zeichnen sich Routen und Reviere ab, deren naturräumliche Bedingungen das schiffbaulich-navigatorische Konzept antiker Transportunternehmen beeinflusste?
  5. Mit welchen Reisezeiten ist zu rechnen?
  6. Lassen sich Aussagen zu Wirtschaftlichkeit und Risikomanagement treffen?

Ziele des Projekts sind das Herausarbeiten nutzungsrelevanter Kategorien antiker Frachter nach ihrer Größe, Baumuster und Ausstattung sowie das Herausarbeiten von Kriterien für das logistische Leistungsportfolio antiken Seehandels. Der auswertbare Quellenbestand ist vielfältig (schriftliche und archäologische Überlieferung), bereichsweise (Fahrzeugreste) jedoch quantitativ und qualitativ eingeschränkt. Die volumetrische Beurteilung individueller Frachtkategorien definiert die Minimalverdrängung eingesetzter Fahrzeuge. Nach Rom verschiffte ägyptische Obelisken ebenso wie gesunkene Werksteinladungen, Massengüter in Gestalt ihrer Verpackungen und Metalle als sortenreine Primärfrachten werden volumetrisch erfasst, ebenso wie als Beifrachten oder Pakotille in Betracht zu ziehende Güter (Gefäßkeramik, Chemikalien, Tierprodukte und lebende Pflanzen). Wo immer möglich, erfolgen einem Befund zugeordnete schiffstechnisch-typologische Untersuchungen sowie die Bewertung seines navigatorischen Umfeldes. Art und Menge jedes Transportgutes werden nach ihren Konsequenzen für Befrachtungsprozesse und für den Umschlag im Hafen befragt.

  • R. Bockius, Repräsentatives Format und Ausstattung antiker Wasserfahrzeuge. In: M. Koçak, Th. Schmidts, M. M. Vučetić (Hrsg.), Häfen als Orte der Repräsentation in Antike und Mittelalter. RGZM-Tagungen 43 (= Interdisziplinäre Forschungen zu den Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter in Europa 8) (Mainz 2020) 119-134.
  • R. Bockius, Technologische Aspekte vor- und frühgeschichtlichen Schiffbaus im Mittelmeerraum und in Nordwesteuropa. Jahrb. Schiffbautechn. Ges. 98, 2004 (2006), 191-197.
  • R. Bockius, Ladetechnik und Stauerei in der antiken Binnen- und Seeschiffahrt. In: H.-J. Braun (Hrsg.), Seetransport in Geschichte und Gegenwart. Vorträge der Jahrestagung der Georg-Agricola-Gesellschaft 2004 in Bremerhaven. Die Technikgeschichte als Vorbild moderner Technik (Schr.-R. Georg-Agricola-Ges. z. Förderung d. Gesch. d. Naturwiss. U. d. Technik e.V.) 30 (Freiberg 2005) 41-56.

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