Forschungsprojekt

Spätantike Münzgussformen aus Dionysias (Fayum)

Zusammengefasst

Während der französisch-schweizerischen Ausgrabungen von 1948–1950 in Dionysias (heute Qasr-Qarun, Ägypten) entdeckten die Grabungsleiter Jacques Schwartz (1914–1992) und Henri Wild (1902–1983) einen Fundkomplex von ca. 15.000 Münzgussformen des frühen 4. Jh. n. Chr. in einem Raum, der 100 m östlich des Lagers der ala V Praelectorum lag. Dieses beeindruckende Ensemble von Falschmünzerförmchen – das größte aus Ägypten überhaupt – ist bisher nicht ausführlich publiziert worden.

Der Fundkomplex von Münzgussformen aus Dionysias bietet eine einmalige Quelle für die Untersuchung einer lokalen Münzproduktion im Römischen Reich. Entstanden als Reaktion auf eine mögliche wirtschaftliche Krise (Preisinflation, Kleingeldknappheit), stellt die inoffizielle Münzwerkstatt von Dionysias eine Alternative zur Münzprägung in den reichsrömischen Münzstätten (z. B. Alexandria) dar. Über eine gewaltige Anzahl von Münzformen hinaus erbrachten die Grabungen aussagekräftige Produktionsreste wie ganze Gussformstapel, intakte Gusskonstrukte mit Lehmummantelung sowie Gussmetallreste und misslungene Gussmünzen, die mit den Gussformen entsorgt worden waren. Im Rahmen des Projekts werden diese Objekte neu aufgenommen und archäometrischen Untersuchungen unterzogen.

Die Neuinventarisierung der Münzgussformen und die Bestimmung der Münzen, die zur Herstellung der Tonabdrücke verwendet wurden, sollen die Aktivitätsphasen der Münzwerkstatt von Dionysias unter Konstantin I. (306–337) näher eingrenzen und den Umfang der Produktion von Gussmünzen präzisieren. Die Ergebnisse der archäometrischen Analysen werden wichtige Erkenntnisse über die Produktionsverfahren bzw. die Versorgung von Ton und Gussmetall der illegalen Werkstatt erbringen. Das Projekt wird von der Universität Caen Normandie (Dr. Pierre-Marie Guihard, Guillaume Blanchet) und dem LEIZA geleitet und vom Institut Français d’Archéologie Orientale (IFAO, Kairo) mitfinanziert.

  •  Teilen
  •  Link kopieren
  •  Artikel drucken

Projektzeitraum

01.2019 - 01.2022

Unterstützung

Institut français d’archéologie orientale, Kairo (IFAO)

  • Institut français d’archéologie orientale, Kairo (IFAO)
  • Université de Caen Normandie, Centre Michel de Boüard-CRAHAM

  • P.-M. Guihard / J. Chameroy / G. Blanchet, Un atelier de faux-monnayeurs en Égypte romaine. Archéologia 582, 2019, 48-53.
  • P.-M. Guihard / J. Chameroy / G. Blanchet, Les moules monétaires de Qasr-Qarun/Dionysias : contrefaire la monnaie dans la vallée du Nil au début du IVe siècle. Supplément Bulletin de l'Institut Français d'Archéologie Orientale, 2019, 58-62.

Informiert bleiben!

Regelmäßige LEIZA-Updates im Posteingang: Jetzt unseren Newsletter abonnieren