Forschungsprojekt

Hagiotopographie und das Synaxar von Konstantinopel

Zusammengefasst

Das Synaxar von Konstantinopel gehört zu den am weitesten verbreiteten Gebrauchstexten der Orthodoxie. Als umfassende Sammlung hagiographischer Notizen bietet der Text nicht nur eine umfassende Liste aller Heiligen, sondern auch ein Verzeichnis der Orte der byzantinischen Ökumene, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Das digitalisierte Synaxar wird die schriftlichen Angaben mit materiellen Quellen wie Reliquien, Patrozinien etc. verbinden und so einen Zugang zur Hagiotopographie des Byzantinischen Reiches vermitteln.

Das im 10. Jh. entstandene Synaxar von Konstantinopel gehört mit seinen Übersetzungen und Revisionen zu den bestrezipierten liturgischen Gebrauchstexten der Orthodoxie, der nicht nur in unmittelbaren liturgischen Kontexten zu fassen ist, sondern auch in Privatbibliotheken Aufnahme fand. Es war die erklärte Absicht der Synaxaristen, eine umfängliche Sammlung von Notizen anzulegen, bei der es ihnen wesentlich darum ging, den Ort der Geburt, des Lebens, des Leidens, des Todes und des Grabes eines jeden Heiligen und einer jeden Heiligen mitsamt der dazugehörigen Vita in aller gebotenen Kürze wiederzugeben. Von Anfang an war also das Synaxar auch ein Verzeichnis all jener Orte, die mit den Heiligen der ganzen Ökumene in Beziehung standen. Es konstruierte den Raum in gemeinsamer anniversaristischer Lektüre bzw. im rituellen Hören seiner Texte.

Das Projekt versteht das Synaxar als einen Ganztext, der den sozialen Raum und die vertikalen und vor allem die horizontalen Raum-Hierarchien des Byzantinischen Reiches konstruiert.

Der Text des Synaxars wird in ein hagiographisches GIS überführt und um materielle Quellen ergänzt, sodass einerseits rituell basierte Raumbeziehungen erkennbar werden, andererseits aber in Zweitnutzung andere Fragen der historischen und archäologischen Hagiographieforschung beantwortet werden können.

Grundlage des Projekts ist die Ausgabe Hippolyte Delehayes, die auf dem sog. Synaxar von Sirmond basiert. Aus ihr können zunächst die Namen von etwa 2000 im Synaxar genannten Personen mit mehr als 600 identifizierbaren Orten verknüpft werden. Dazu werden relevante Daten von mit diesen Heiligen verbundenen Objekten eingepflegt.

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  • S. Albrecht, Synaxar von Konstantinopel als Pilgerführer? - Hypothesen zur Rolle des Synaxars bei der Verehrung von heiligen Orten in Byzanz. In: D. Ariantzi / I. Eichner (Hrsg.), Für Seelenheil und Lebensglück. Das byzantinische Pilgerwesen und seine Wurzeln. BOO 10 (Mainz 2018) 187-199.
  • S. Albrecht, Hagiographic Telescopy in the Synaxary of Constantinople. In: M. Mitrea, Mapping the Sacred in Byzantium. In Vorbereitung.

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