Forschungsprojekt

Grabbeigaben als Quelle für Informationen über die Vielfalt und Konsistenz der karolingischen Kultur

Die archäologische Chronologie und Interpretation

Zusammengefasst

Ziel des Projekts ist es, anhand von Grabbeigaben aus Gebieten, die zwischen der Mitte des 8. und der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts als Teil der karolingischen Welt anerkannt sind, interregionale Vielfalt und Konsistenzmuster der karolingischen Kultur zu identifizieren.

Ende des 8. Jahrhunderts begann der karolingische Staat, sich nach Osten und Südosten auszudehnen. Infolgedessen beeinflusste die karolingische Kultur das tägliche Leben Tausender von Menschen ab dieser Zeit und veränderte neben ihrer politischen, religiösen und wirtschaftlichen Situation auch ihre Mode, Verhalten und Gewohnheiten. Dieser Prozess spiegelt sich bereits in archäologischen Kleinfunden wider, doch um ein allgemein aussagefähiges Bild zu bekommen und zu verstehen, was Schriftquellen vage lassen, ist eine umfassende vergleichende Chronologie erforderlich.

Es ist zu bedenken, dass zu Beginn des 9. Jahrhunderts in Westeuropa keine gut ausgestatteten Bestattungen mehr vorhanden sind. Infolgedessen fehlt es den Archäologen und Archäologinnen an zuverlässigen Quellen, die es erlauben würden, Funde aus der Peripherie mit dem Kern der karolingischen Welt in Verbindung zu bringen. Wenn ein Fund aus Westeuropa einem Fund aus der Peripherie zu entsprechen scheint, bleibt der archäologischen Forschung nichts anderes übrig, als sich auf die oft unsynchronisierte Datierung des Gegenstandes zu verlassen.

Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht darin, einerseits interregionale Vielfalt und andererseits Konsistenzmuster der karolingischen materiellen Kultur zu ermitteln auch als Antwort auf sowohl wissenschaftlich wie populär verbreitete Auffassungen über die karolingische Kultur. Dafür werden Grabbeigaben aus Gebieten, die als Teil der karolingischen Welt zwischen der Mitte des 8. und der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts gelten, ausgewertet. Um das gesetzte Ziel zu erreichen, ist es notwendig, Fragen zu beantworten, die sich aus den Lücken des derzeitigen Forschungsstandes ergeben: Welche archäologischen Fund-Typen sind spezifisch für einzelne Phasen und Regionen der Karolingerzeit? Welche Muster bleiben überregional konstant? Welche Muster sind regionale Neuerungen? Und wie kann die Unterscheidung zwischen diesen beiden die archäologische Gliederung in chronologische Phasen beeinflussen?

Daran schließen sich vier spezifische Ziele an, die Zwischenschritte auf dem Weg zum Hauptziel darstellen werden. Diese Ziele umfassen:

  1. die Erstellung einer überregionalen Datenbank mit Grabbeigaben,
  2. die Bestimmung einer universellen Typologie ausgewählter Artefakte (für die noch keine solche Typologie besteht),
  3. die Identifizierung von Entwicklungsmustern der für die Analyse ausgewählten Artefakttypen und
  4. die Feststellung der räumlichen und chronologischen Vielfalt der in die Analyse einbezogenen Assemblagen.

Dafür wird es nötig sein, Antworten auf Fragen in lang geführten Debatten zu finden, die sich mit der Datierung einzelner Typen von Kleinfunden, vor allem von Trachtelementen und der Waffenausstattung, und der Chronologie ihres Auftretens in peripheren Gebieten der karolingischen Welt beschäftigen. Die Beantwortung dieser Fragen eröffnet neue Dimensionen, um die Verbreitung der karolingischen politischen und kulturellen Muster im frühmittelalterlichen Europa zu verstehen. Methodisch stützt sich die Untersuchung auf die Arbeiten von M. Eggert und F. Siegmund und umfasst eine Reihe von Schritten, die schließlich eine statistische Analyse ermöglichen. Die validierten Ergebnisse werden als Grundlage für ein typochronologisches Modell dienen, das die Karolingerzeit in klare und lesbare Phasen unterteilt, die die chronologische Vielfalt der Artefakte widerspiegeln.

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  • Robak, Z. (2014): Studia nad okucia rzemieni w typie karolińskim. VIII-X wiek. Część 2 [Studies on Carolingian-type strap-fittings. 8th-10th century. Part 2.]. Nitra: Archeologický ústav SAV. 224 pp.
  • Robak, Z. (2013): Studia nad okucia rzemieni w typie karolińskim. VIII-X wiek. Część 1 [Studies on Carolingian-type strap-fittings. 8th-10th century. Part 1.]. Nitra: Archeologický ústav SAV. 245 pp.
  • Further publications (chosen):
  • Robak, Z. The Age of Migrating Ideas. A Short Contribution on Cruciform Decorations on Great Moravian Strap Fittings in the 9th Century. In: Bewaffnung und Reiterausrüstung des 8. bis 10. Jahrhunderts in Mitteleuropa : Waffenform und Waffenbeigaben bei den mährischen Slawen und in den Nachbarländern. Brno 2019, pp. 453-460.
  • Robak, Z. (2018): Carolingian or not? An Analysis of the Fitting from Haliczany in the Context of other Early Medieval Finds from Selected Areas of the Western Slavic Territories. Slovenská archeológia 66/1, pp. 49-105.
  • Robak, Z. (2018): The Sword and Sword-Belt in Carolingian Times. The Warrior Burial 23 from Závada Reconsidered. Študijné zvesti Archeologického ústavu SAV 64, pp. 149-178.
  • Robak, Z. (2018): Two Carolingian Strap-ends on Exhibition in Želiezovce (okr. Levice/SK). Archäologisches Korrespondenzblatt 48/3, pp. 417-435.
  • Robak, Z. (2017-2018): Chronology and periodization of imports of Carolingian military equipment in the Carpathian Basin between the eight and the tenth centuries. Antaeus 35-36, pp. 327-344.
  • Pieta, K., Robak, Z. (2017): The Early Medieval Hillfort Bojná-Valy, Slovakia, and its Defence System. Acta Archaeologica Carpathica 52, pp. 329-351.
  • Robak, Z. (2017): The Origins and the Collapse of the Blatnica-Mikulčice Paradigm. Slovenská archeológia 65/1, pp. 99-162.
  • Robak, Z. (2015): Items Decorated with the Tassilo Chalice Style in the Western Slavic Territories. Slovenská archeológia 63/2, pp. 309-340.

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