Praktiken der (Ent-)Differenzierung. Eine Praxeographie von Bestattungen des 4.-6. Jhs. an Rhein und Donau
Gesellschaftliche Differenzierungsdynamiken spielen in allen Lebensbereichen eine mehr oder weniger subtile Rolle. Vergleichsweise deutlich treten sie bei der Bestattung von Verstorbenen hervor, wo zahlreiche Praktiken den Beisetzungsprozess strukturieren. Diese Praktiken integrieren vielfältige materielle Elemente – vom Leichnam über Artefakte bis hin zu den lokalen Böden – und lassen sich daher archäologisch gut erforschen. Auf dieser Basis erforscht das Forschungsprojekt „Praktiken der (Ent-)Differenzierung. Eine Praxeographie von Bestattungen des 4.-6. Jhs. an Rhein und Donau“ rund 1700 Bestattungen aus der Nordschweiz, Baden-Württemberg, Bayern und dem nordwestlichen Österreich.
Das Projekt verfolgt zwei zentrale Ziele: ein methodisches und ein historisches. Historisch wird erforscht, welche gesellschaftlichen Differenzierungen im 4.-6. Jahrhundert bei Bestattungen eine Rolle spielten. Methodisch zielt das Projekt darauf ab, die archäologische Erforschung sozialer Phänomene durch einen praxisarchäologischen Ansatz zu erweitern.
Zentrale Ziele des Forschungsprojektes
- Entwicklung einer archäologischen Theorie der (Ent-)Differenzierung
- Herausarbeitung von Differenzierungsachsen spätantik-frühmittelalterlicher Bestattungen
- Weiterentwicklung einer Archäologie der Praktiken
Die Untersuchungsergebnisse dieser konkreten archäologischen Befunde werden in einen größeren forschungsgeschichtlichen und historischen Kontext eingeordnet. Dadurch wird das archäologische Forschungspotenzial von Praxistheorien im Vergleich zu text-, artefakt- und befundanalytischen Ansätzen bewertet und abgesehen von historischen Erkenntnissen zur Transformationsphase der Spätantike auch weitreichende methodische Erkenntnisse produziert. Somit geht es im Forschungsprojekt auch um die Frage, welchen analytischen Beitrag Archäologie heute im Kontext der historischen Forschung liefern kann und damit auch um unser grundsätzliches disziplinäres Selbstverständnis.
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Kontakt
- Alexander Veling
- +49 4621 813-548
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Projektzeitraum
- 03.2024 - 02.2025
- Berlin Graduate School of Ancient Studies
- A. Veling, Archäologie der Praktiken. Germania 97, 2019, 131-170.
- A. Veling, Outline of an Archaeology of Practices. In: T. Kienlin u. R. Bußmann (Hrsg.), Sociality – Materiality – Practice / Sozialität – Materialität – Praxis. Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie 377 (Bonn 2022) 151-162.
- A. Veling, Die Archäologie des 1. Jahrtausends zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und wissenschaftlicher Relevanz. Archäologisches Korrespondenzblatt 54, 1, 2024, 95-123.
- A. Veling, Archäologie des Sozialen – Sozialarchäologie revisited. In: M. Renger, S. Schreiber u. A. Veling (Hrsg.), Theorie | Archäologie | Reflexion Band 2 (im Druck).