Forschungsprojekt

Die frühbyzantinische Buntmetallwerkstatt auf Elephantine

Zusammengefasst

Auf der bei Assuan gelegenen Nilinsel Elephantine wurden bei Ausgrabungen Reste einer Werkstatt entdeckt, die in frühbyzantinischer Zeit Gegenstände aus Buntmetall produzierte. Ägypten ist in dieser Zeitepoche berühmt für seine Buntmetallerzeugnisse, doch fehlten bislang archäologische Nachweise der Produktionsstätten. Auf Elephantine ließen sich nun erstmals Funde und Befunde dokumentieren, die eine lokale Gefäßproduktion belegen.

Die Nilinsel Elephantine bei Assuan ist seit der prädynastischen Zeit besiedelt und erlangte später durch die Errichtung von Tempeln für die Götter Satet und Chnum überregionale Bedeutung. Ausgrabungen werden dort seit 1969 vom Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Kairo in Kooperation mit dem Schweizerischen Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde durchgeführt. Den nachantiken, d. h. byzantinischen und islamischen Monumenten und Schichten, widmete sich dabei in den letzten Jahrzehnten das Schweizer Institut. Um den Chnumtempel herum, der seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. nicht mehr als solcher genutzt wurde, etablierte sich ein Wohnbezirk, in dessen Umfeld und Vorhöfen zahlreiche Überreste handwerklich-gewerblicher Produktion entdeckt wurden. Im Rahmen einer Forschungskooperation untersucht das LEIZA eine Produktionsstätte des 5. und 6. Jahrhunderts n. Chr., in der Buntmetall verarbeitet wurde. Der Werkstatt können zwei Ofenreste und vor allem einige Tausend Fragmente von Gussformen – der Guss erfolgte mithilfe des Wachsausschmelzverfahrens in verlorener Form – sowie Überreste von Gusstiegeln und Schlacken zugeordnet werden, die die Tätigkeit der Bronzegießer belegen.

Ägypten ist in der Spätantike und der frühbyzantinischen Zeit berühmt für seine Buntmetallerzeugnisse. Das vielfältige Spektrum umfasst u. a. Becken und Griffschalen, Lampen und Weihrauchgefäße, Anhänger und Schmuck. Mit den Werkstattresten auf Elephantine konnte nun erstmals auch eine Produktionsstätte archäologisch erfasst werden. An diesen Befund sind nun eine Reihe von Fragen zu stellen: Welche Techniken wurden zur Produktion der gegossenen Buntmetallobjekte verwendet? Welches Produktionsspektrum lässt sich nachweisen? Woher bezogen die Handwerker ihr Rohmaterial? Wie umfangreich war die Produktion und wie lange bestand die Werkstatt? Ziel ist es also, den Produktionsablauf (chaîne opératoire) zu rekonstruieren und damit auch einen Beitrag zur Erforschung der kleinstädtischen Ökonomie einer frühbyzantinischen Siedlung im koptischen Ägypten zu leisten.

Neben der archäologischen Aufarbeitung der Werkstattfunde wird auch eine Analyse der verwendeten Kupferlegierungen vorgenommen. Hierfür wurde bereits eine naturwissenschaftliche Untersuchung der an den Gusstiegeln feststellbaren Metallreste durchgeführt.

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Dr. Jörg Drauschke
+49 6131 8885-163
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Projektzeitraum

Seit 01.2011

  • J. Drauschke, Ein Hahn von der "Elefanteninsel". In: J. Drauschke/ E. Kislinger/ K. Kühtreiber/ T. Kühtreiber/ G. Scharrer-Liška/ T. Vida (Hrsg.), Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. Teil 2. (Mainz 2018) 655-670.
  • J. Drauschke, Die Produktion von Buntmetallgefäßen im spätantiken Ägypten. In: Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H. (Hrsg.), Byzanz & der Westen. 1000 vergessene Jahre. Ausstellungskatalog Schallaburg 2018 (Schallaburg 2018) 123 Nr. 92.
  • M. Beghelli / J. Drauschke, Suppellettili liturgiche e vasellame in bronzo: tecniche di manifattura e centri produttivi. In: M. Beghelli / M. De Marchi (Hrsg.), I maestri del metallo. L'intelligenza nelle mani. L'Alto Medioevo. Artigiani, techniche, produttive e organizzazione manifatturiera  2 (Roma 2017) 43-71.
  • J. Drauschke, Buntmetallproduktion. In: St. Seidlmayer/F. Arnold/J. Drauschke/P. Kopp/C. v. Pilgrim/St. Wefers, Stadt und Tempel von Elephantine. 39./40./41. Grabungsbericht. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo 72, 2016, 223-225.

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