Pressemitteilung

Archäologisches Forschungszentrum MONREPOS ehrt Archäologen John D. Speth mit internationalem Forschungspreis

Neuwied / Mainz. Der HUMAN ROOTS AWARD wird in diesem Jahr zum sechsten Mal vom Archäologischen Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution MONREPOS, einer Einrichtung des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) mit Sitz in Mainz, verliehen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an den US-amerikanischen Anthropologen Prof. Dr. John D. Speth, einen der einflussreichsten Forscher zur frühen Menschheitsgeschichte. Die Jury von MONREPOS würdigt insbesondere seinen forschungsbasierten Blick auf historische Quellen und seine Studien zur Ernährung in der Altsteinzeit. Der HUMAN ROOTS AWARD ist mit 10.000 Euro dotiert und ehrt Wissenschaftler*innen, die bedeutende Beiträge zum Verständnis der menschlichen Verhaltensevolution geleistet haben.

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 Portrait von John D. Speth

Der Archäologe John D. Speth ist der sechste Preisträger des HUMAN ROOTS AWARD. Dieser wird für herausragende Forschungsleistungen verliehen, die zum Verständnis der menschlichen Verhaltensevolution beitragen.
© University of Michigan

John D. Speth gehört zu den weltweit führenden Experten für das Leben und die Ernährung von Jäger*innen und Sammler*innen in der Altsteinzeit. Er ist emeritierter Professor für Anthropologie und war als Kurator am Museum für Anthropologie der Universität von Michigan, Ann Abor (USA), verantwortlich für die Sammlung zur nordamerikanischen Archäologie. Seine Fachgebiete sind die Zooarchäologie, die Pleistozäne und Frühholozäne Archäologie (d.h. die Archäologie der Alt- und Mittelsteinzeit), die Archäologie des amerikanischen Südwestens und die Ethnohistorie, die Verknüpfung von schriftlichen und mündlichen Überlieferungen mit archäologischen Funden. In seiner über fünf Jahrzehnte währenden Karriere leistete Speth grundsätzliche Beiträge zum Verständnis dazu, wie unsere Vorfahren ihre Nahrung beschafften, verarbeiteten und miteinander teilten. Die Ergebnisse seiner umfangreichen Feldforschungen im Südwesten der USA und im Nahen Osten haben die Debatten über den Verzehr von Fleisch, die Jagd auf Großwild und die sozialen und symbolischen Verhaltensweisen der frühen Menschen neu gestaltet. So stellte Speth lang gehegte Annahmen infrage, etwa zur Bedeutung von Eiweiß als wichtigster Nahrungsquelle. Vielmehr zeigte er, dass Fett und soziale Beziehungen eine entscheidende Rolle für das Überleben spielten.

Sein interdisziplinärer Ansatz, archäologische Daten mit Erkenntnissen aus der Physiologie und Ethnographie zu verbinden, hat ihm einen herausragenden Platz in der anthropologischen und archäologischen Wissenschaft eingebracht.

John D. Speth ist einer der letzten noch aktiven Forscher aus der einflussreichen Generation der sogenannten „New Archaeology“ – einer wissenschaftlichen Richtung, die seit den 1960er-Jahren neue Methoden und Theorien in die Archäologie eingebracht hat.

Der HUMAN ROOTS AWARD – ein Preis für interdisziplinäre Forschung

Der HUMAN ROOTS AWARD wird seit 2017 vom Archäologischen Forschungszentrum MONREPOS verliehen und gilt mittlerweile als „kleiner Nobelpreis“ der Archäologie und der menschlichen Verhaltensevolution. Ziel des Preises ist es, den interdisziplinären wissenschaftlichen Dialog zu fördern und das öffentliche Bewusstsein für die Relevanz der Erkenntnisse aus der Erforschung der Menschwerdung für die Zukunft der Menschheit zu stärken.

„Wir möchten mit dem HUMAN ROOTS AWARD eine Brücke zwischen der Archäologie der Menschwerdung und anderen Wissenschaften schlagen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Sabine Gaudzinski-Windheuser, Leiterin von MONREPOS und Mitglied der Preisjury. „Indem wir die archäologische Sichtweise auf die ‚Menschwerdung‘ mit der humanistischen Agenda des ‚Menschseins‘ verknüpfen, können wir das ‚Menschbleiben‘ für unsere Zukunft nachhaltig gestalten“. 

Nach dem Tod von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, einem der Gründerväter der Humanethologie und Schirmherr des ersten HUMAN ROOTS AWARD, hat seit 2018 der renommierte Evolutionsbiologe und erste Preisträger Richard Dawkins die Schirmherrschaft übernommen. Zu den weiteren Preisträgern zählen Steven Pinker und Robin Dunbar. 2022 wurde der Entwicklungspsychologe Michael Tomasello geehrt. Mit Paola Villa wurde 2024 erstmals eine Archäologin ausgezeichnet. 

Weitere Informationen:

https://monrepos.leiza.de/human-roots-award/

Kontakt

Dr. Lutz Kindler (MONREPOS, Koordinator und Mitglied der Preis-Jury)
Tel.: +49 (0) 2631 9772 242  |  Mail: lutz.kindler(at)leiza.de 

Stephanie Mayer-Bömoser, M.A. (Pressestelle des LEIZA)
Tel.: +49 (0) 6131 8885 165  |  Mail: stephanie.mayerboemoser(at)leiza.de 

 

MONREPOS Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution

MONREPOS ist Museum und Forschung zugleich. Es ist eine Einrichtung des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA), das seinen Sitz in Mainz hat, und befindet sich im Schloss Monrepos bei Neuwied. Seit über 35 Jahren widmet sich das Zentrum der Forschung und der Vermittlung. Das Forschungszentrum und Museum ist eng mit dem Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie am Institut für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verbunden.

Unser Forschungsinhalt ist das millionenschwere Erbe, das wir in uns tragen. Denn über mehr als 2,6 Mio. Jahre hat sich unser menschliches Verhalten entwickelt. Diese frühe Menschheitsgeschichte umfasst den längsten und zugleich prägendsten Abschnitt unserer Verhaltensevolution, deren Erforschung sich MONREPOS verschreiben hat. Unsere Archäologie lebt vom Miteinander, vom Fragen, Anstoßen, Diskutieren. Nicht zuletzt von der Kritik und von Toleranz. Sie braucht Neugierige, Kreative und Mutige – ob in Wissenschaft, Ehrenamt, Presse oder als Besucher. MONREPOS versteht sich als Plattform all derer, die verstehen möchten, woher der Mensch kommt und was ihn eint.
 

Leibniz-Zentrum für Archäologie | Leibniz Research Institute for Archaeology

Das LEIZA erforscht als Leibniz-Forschungsinstitut und -museum für Archäologie den Menschen und seine Entwicklung auf Basis materieller Hinterlassenschaften aus drei Millionen Jahren zeit- und raumübergreifend. Die daraus gewonnenen grundlegenden Erkenntnisse verhelfen zum besseren Verständnis menschlichen Verhaltens und Handelns und der Entwicklung von Gesellschaften. Damit bereichert das LEIZA das Wissen zum Menschen um die archäologische Perspektive und schafft wesentliche Grundlagen für die Reflexion der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft. Mit der Archäologie versteht das LEIZA den Menschen in den Zusammenhängen und teilt die gewonnenen Erkenntnisse im internationalen Dialog. Das LEIZA ist weltweit tätig und betreibt bislang erfolgreich und umfassend Forschungen in verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und Europas. Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Werkstätten, Laboren und Archiven erlaubt es dabei, objektorientierte Forschung zur Archäologie der Alten Welt (Asien, Afrika, Europa) von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in die Neuzeit zu betreiben. Als eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das LEIZA exzellente Wissenschaft mit Ausstellungen und ist mit seinem Bildungsauftrag gleichzeitig ein Ort des Dialoges mit der Öffentlichkeit.

Bis zur Umbenennung zum 1. Januar 2023 international war das LEIZA bekannt als Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) und wurde im Jahr 1852 auf Beschluss der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine in Mainz gegründet. Seit 2024 ist das LEIZA an insgesamt vier Standorten in Deutschland vertreten: Mainz, Neuwied, Mayen und Schleswig. www.leiza.de 

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Wissenschaftlicher Kontakt

Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)
Ludwig-Lindenschmit-Forum 1
55116 Mainz

Dr. Lutz Kindler
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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