Seit Jahrzehnten ist unter Archäologen allgemein anerkannt, wie bewusst gewählte Bilder des Kaiserhauses die öffentliche Wahrnehmung der politischen und militärischen Macht in Rom beeinflussten. Die "Macht der Bilder" (Paul Zanker) drang jedoch bald in den privaten Bereich vor und war Gegenstand von Veränderungen in der "Lesart dieser Bilder". Ein Beispiel hierfür sind Eheringe mit dem Symbol des Handschlags (dextrarum iunctio): Das Motiv war ursprünglich darauf beschränkt, die Einheit des Heeres in Zeiten des Bürgerkrieges zu betonen, doch die Bedeutung hatte sich vom öffentlichen zum privaten Bereich gewandelt. Der schmale Grat zwischen Informationspolitik und Propaganda ist bei Symbolen der kaiserlichen Bildsprache jedoch nicht immer klar definiert. Weitere Themen sind der triumphierende Reiter oder abgeschlagene Köpfe feindlicher Krieger. Vom kaiserlichen Siegessymbol mutieren die Bilder zu Mustern auf römischen Soldatengrabsteinen und finden auch im privaten Umfeld Verwendung. Der Blick auf die Realität dahinter lohnt sich und es zeigt sich ein Bild der römischen Armee abseits von Glanz und Siegen. Die in der musealen Vermittlung verwendeten Illustrationen und die seit Jahren beliebten Reenactment-Events bringen einer interessierten Öffentlichkeit die Faszination des römischen Militärs nahe. Dabei wird aber oft vergessen, dass abseits von glänzender Ausrüstung und Truppenparaden die römische Armee eine hocheffiziente Kriegsmaschinerie war. Daher richtet der Vortrag auch einen Blick auf die eher weniger beliebten Themen wie Kriegsverbrechen und Gewalt.
Der Vortrag ist Teil der Reihe "Mainzer Vorträge zur Römischen Archäologie" (MaVRA), gemeinsam veranstaltet von dem Arbeitsbereich für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem Leibniz-Zentrum für Archäologie.
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