Forschungsprojekt

Absatzmärkte und Organisation römischer Sigillata-Großtöpfereien

Big Data und Big Business

Zusammengefasst

Mit Hilfe der in der Online-Datenbank „Samian Research“ am LEIZA erfassten 250.000 gestempelten Gefäße werden die Forschungen zum Absatzmarkt und zur Organisation der römischen Terra Sigillata-Töpfereien vorangetrieben. Im Mittelpunkt stehen Absatzmuster, Organisationsstrukturen und Datierungsfragen. Entscheidend ist der Ausbau einer digitalen europäischen Forschungsdateninfrastruktur, in der dezentral Daten aus ganz Europa in die Samian Research eingegeben werden können. Dazu werden europaweit Workshops durchgeführt.

Das römische Imperium wurde flächendeckend mit Terra Sigillata ("das römische Porzellangeschirr") beliefert. Die Produktionszentren befanden sich vorwiegend in Italien, Iberien sowie den gallischen und germanischen römischen Provinzen. Daraus ergeben sich wirtschaftshistorische Fragestellungen, inwieweit Handelswege und Absatzschwerpunkte rekonstruiert werden können bzw. aufgrund welcher sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Parameter die vorgefundenen Verbreitungen zustande gekommen sind.

Ziel ist es, die Position der bestehenden Online-Datenbank Samian Research als internationales, autoritatives und führendes Repositorium zu römischen Handelsfragen weiter auszubauen, um somit Europa-übergreifende Forschungsfragen entwickeln zu können. In den kommenden Jahren stehen dabei insbesondere die vertiefte Erfassung der Produktionszentren und Verbreitungen in Gallien, Iberien sowie in den Donauländern im Vordergrund, um damit die dortigen Absatzmärkte besser erforschen zu können. Ein daraus resultierendes Forschungsziel ist der Nachweis, inwieweit die damaligen, vorindustriell wirkenden Produktions- und Vermarktungsstrukturen eine Grundlage für die heutigen, europäischen Handelsverhältnisse bildeten. Ein damit verbundenes Mittel zum Erreichen des Ziels ist der Aufbau einer internationalen Forschungscommunity zur kollaborativen Kuratierung der Forschungsdaten, sowie die Erforschung der Produktions- und Absatzstrukturen der Sigillata-Produktionszentren. Dazu werden mehrtägige Workshops in verschiedenen Forschungseinrichtungen in Europa angeboten. Während dieser Veranstaltungen werden die Beteiligten (Lehrende, Studierende, Citizen Science) in diese digitale Forschungsinfrastruktur eingewiesen.

Für Forschungsfragen, die sich aus der Analyse der Produktions- und Handelsstrukturen ergeben, werden digitale Methoden und Tools entwickelt, wodurch Samian Research sich – zusätzlich zur ursprünglichen Datenbank-Funktionalität zur Bestimmung von Töpferstempeln – zu einer umfangreichen Toolbox mit innovativen digitalen Analysemethoden entwickelt hat. Gleichzeitig werden klassische Kartierungstools ständig weiterentwickelt. Die fachdomänen-spezifisch entwickelten Tools ermöglichen vertiefte Einblicke in die Handelsstrukturen. Die neu entwickelten Methoden zur interoperablen Einbindung anderer Ressourcen – z. B. durch LOD und SPARQL – ermöglichen realtime-Vergleiche zwischen statistisch gewichteten Amphoren und Sigillata-Verbreitungen. Archäologisch-methodisch fokussiert sich das Projekt auf die Entwicklung von data-driven bottom-up-Analyseverfahren, die grundsätzlich ausgehend von den verbreiteten Materialien zur Theoriebildung in der römischen Wirtschaftsgeschichtsforschung beitragen.

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Kontakt

Dr. Allard Mees
+49 6131 8885-326
Kontakt

  • University of Reading, Department of Archaeology (GB)
  • University of Leeds, Department of Classics (GB)
  • Institut Nationale de Recherches Archéologiques Préventives (INRAP) (F)
  • Université catholique de Louvain, Faculté de Philosophie, Arts et Lettres (B)
  • Université Blaise Pascal, Clermont-Ferrand/F, Centre d’Histoire Espaces et Cultures (GB)
  • Université Jean Jaurès, Toulosue, Laboratoire TRACES – UMR 5608, Maison de la Recherche (GB)
  • Landesarchäologie Speyer (D)

(Auswahl)

  • Matthias Flückiger, Erik Hornung, Mario Larch, Markus Ludwig, Allard Mees, Roman Transport Network Connectivity and Economic Integration, The Review of Economic Studies, 2021, rdab036, https://doi.org/10.1093/restud/rdab036.
  • F. Thiery / A. Mees / D. Gottwald, Linked Open Samian Ware. https://doi.org/10.5281/zenodo.4305708
  • A.W. Mees, Organisationsformen römischer Töpfer-Manufakturen am Beispiel von Arezzo und Rheinzabern unter Berücksichtigung von Papyri, Inschriften und Rechtsquellen (Monographien des RGZM, Band 52). Heidelberg: Propylaeum, 2020 eBook. https://doi.org/10.11588/propylaeum.519
  • A. Mees, Big business in the roman economy. A military or civil affair? Regional and long distance trading patterns of the Roman Terra-Sigillata (Samian) industry. In: M. Bentz / Th. Helms (eds.), Craft production systems in a cross-cultural perspective (Bonn 2018), 151-170.
  • A. Mees, Was there a Difference between Roman 'Civil' and 'Military' Samian (terra sigillata) Market Supply? Finding answers with statistical distribution analysis methods, Internet Archaeology 50, 2017. DOI: https://doi.org/10.11141/ia.50.16.
  • A.W. Mees, The internal organisation of terra sigillata (samian) workshops. In: M. Fulford / E. Durham (eds.) Seeing Red: new economic and social perspectives on terra sigillata. Institute of Classical Studies, London 2013. Supplement 102: Vol. 10, 66-96.
  • A.W. Mees / M. Polak, Scattered pots. Exploring spatial and chronological aspects of samian ware. In: M. Fulford / E. Durham (eds.) Seeing Red: new economic and social perspectives on terra sigillata. Institute of Classical Studies, London 2013. Supplement 102: Vol. 10, 36-48.
  • B.R. Hartley / B.M. Dickinson, with G. B. Dannell, M.G. Fulford, A.W. Mees, P.A. Tyers, R.H. Wilkinson, Names on Terra Sigillata. An Index of Makers' Stamps & Signatures on Gallo-Roman Terra Sigillata (Samian Ware). Institute of Classical Studies 102, London 2010. Supplement 102: 01-09.
  • A.W. Mees, Die Verbreitung von Terra Sigillata aus den Manufakturen von Arezzo, Pisa, Lyon und La Graufesenque. Die Transformation der italischen Sigillata-Herstellung in Gallien. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 93 (Mainz 2011).

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