Forschungsprojekt

Goldbrakteaten Online

Bereitstellung und Pflege einer öffentlich zugänglichen Datenbank aller Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit

Zusammengefasst

Weit über 1000 kleine, runde Hängeamulette des 5. Jh.s, die „Goldbrakteaten“, stammen aus dem heutigen Skandinavien und Teilen West- und Mitteleuropas. Ihre Bilddarstellungen reflektieren das Verhältnis der Menschen zum römischen Reich und seinen Folgekulturen und drücken gleichzeitig ganz eigene Weltanschauungen und Identitäten aus, von denen keine Schriftquelle berichtet. Zur Erforschung ihrer Verbreitung und ihrer elaborierten Ikonographie ist es notwendig, alle Brakteaten in moderner Form in Text und Bild online zu präsentieren und die entsprechenden Abfragemöglichkeiten bereitzustellen.

Goldbrakteaten spielen für die Erforschung des Ideen- und Wertesystems in Europas in der Mitte des ersten Jahrtausends eine zentrale Rolle. Mit ihnen lassen sich Kommunikationsnetzwerke, politische Strukturen, Hierarchien, religiöse Vorstellungen sowie auch die Bedeutungen und Wirkungen von Handwerk und Produktion analysieren. Ihre Bilddarstellungen und Verbreitungsmustern reflektieren direkt komplexe soziale Gefüge und auch religiöse Vorstellungen der Völkerwanderungszeit, welche ohne sie – vor allem aufgrund des Fehlens zeitgleicher, einheimischer Schriftquellen – recht undurchsichtig blieben.

Wie sind die völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten, ihre Bilder und Zeichen, die Verbreitung bestimmter Typen und Motivgruppen, ihre herstellungstechnischen Merkmale und die vielen weiteren Merkmale einzelner Stücke der heutigen Forschung angemessen und zeitgemäß zugänglich zu machen?

Die Publikation des „Ikonographischen Katalogs“ der Goldbrakteaten in den Jahren 1985 bis 1987 durch Karl Hauck und sein „Internationales Brakteatenteam“ ermöglichte der Forschung erstmals den kompletten Zugriff auf die Bilder und Eigenschaften aller einzelnen Fundstücke. Ein Supplementband von 2011 stellt die bis dahin aufgelaufenen Neufunde in gleicher Weise vor. Es ist aber z.B. aufgrund des jährlichen Zuwachses an Exemplaren notwendig, die Brakteaten zeitnah und in moderner Weise zu präsentieren. Daher ist eine Internetressource im Aufbau, welche der Forschung und Öffentlichkeit auch als Mittel für Recherchen (Abfragen/Listen zur Bildanalyse, für Netzwerkstudien, Kartierungen usw.) zur Verfügung gestellt werden soll. Die älteren Katalogwerke bilden die inhaltliche Basis der Datenbank, die nach ihrer Fertigstellung alle bekannten Brakteaten in Text und Bild präsentieren soll (derzeit: www.goldbracteates.eu). Die Betreuung und Bearbeitung liegt nach wie vor beim Internationalen Brakteatenteam mit seinen vielen Kooperationspartner*innen im In- und Ausland. 

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Projektzeitraum

Seit 01.2023

Internationales Brakteatenteam: 

  • Prof. Dr. Morten Axboe, Kopenhagen
  • Prof. Dr. Sigmund Oehrl, Stavanger
  • Dr. Charlotte Behr, London
  • Prof. Dr. Wilhelm Heizmann, Göttingen

Runologische Eingaben: Prof. Dr. Robert Nedoma, Wien.

  • Pesch, Alexandra. 2007. Thema und Variation – Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit (Ergänzungsbände zum RGA 36). Berlin/New York: DeGruyter.
  • Pesch, Alexandra. 2019. Fragmente einer Weltanschauung: Goldbrakteaten und Goldhalsringe aus Niedersachsen. In: Saxones. Eine neue Geschichte der alten Sachsen, Hg.: Babette Ludowici (Neue Studien zur Sachsenforschung 7). Darmstadt, S. 158-165.
  • Heizmann, Wilhelm/Axboe, Morten (Hg.). 2011. „Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde“ (Ergänzungsbände zum RGA 40). Berlin/New York: DeGruyter.
  • Pesch, Alexandra. 2011. Netzwerk der Zentralplätze. Elitenkontakte und Zusammenarbeit frühmittelalterlicher Reichtumszentren im Spiegel der Goldbrakteaten. In: Heizmann/Axboe (Hg.) 2011, S. 231–277.
  • Hauck, Karl, et al. 1985–1989. „Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit. Ikonographischer Katalog“ (Münstersche Mittelalter-Schriften 24, 1,1 bis 3,2). München: Fink Verlag. 

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