Forschungsprojekt

Himmlisch! Die Eisenobjekte aus dem Grab des Tutanchamun

Zusammengefasst

Unter den metallenen Grabbeigaben Tutanchamuns ist neben zahlreichen Objekten aus Gold, Silber sowie wenigen Gegenständen aus Elektron und Bronze auch eine kleine Gruppe von Funden aus Eisen erhalten, die seit jeher besonderes Interesse wecken – entstammen sie doch einer Zeit, in der man in Ägypten noch weit davon entfernt war, die Technologie der Eisenverhüttung zu kennen, geschweige denn anwenden zu können. Zentraler Gegenstand der Studie ist neben der technologisch-naturwissenschaftlichen Analyse die Rekonstruktion der Herstellungstechnik sowie eine Einordnung der Funde in einen archäologisch-kunsthistorischen Kontext.

In der Grabausstattung Tutanchamuns fand sich neben 16 kleinen, in Holz geschäfteten Eisenspitzen (Carter 316a-p), einem kleinen Amulett aus Eisen in Form eines Udjat (Horusauge), das als Zier eines goldenen Armreifs (Carter 256,hh[2]) diente, einem weiteren Amulett in Form einer Miniatur-Kopfstütze (Carter 256,4,v) auch ein goldener, überreich mit Stein- und Glaseinlagen verzierter Dolch mit einer Eisenklinge, der als eine der prominentesten Grabbeigaben angesehen wird (Carter 256k). Mit Ausnahme der Eisenspitzen, die in der Schatzkammer des Grabes deponiert waren, gehörten alle anderen Eisenobjekte zur unmittelbaren Ausstattung der königlichen Mumie, was durchaus als Zeichen einer besonderen Wertschätzung gedeutet werden darf. Zentraler Gegenstand der Studie ist es, die Fundgruppe erstmals in ihrer Gesamtheit mittels portabler Röntgenfluoreszenzanalyse umfassend zu analysieren, um Aufschluss darüber zu gewinnen, ob es sich – wie bislang kontrovers diskutiert – um Objekte aus Meteoreisen handelt.

Neben der naturwissenschaftlichen Analyse ist ein wesentliches Anliegen, die bisher unbekannte Konstruktionsweise des Dolches insgesamt, insbesondere aber die Verbindung von Klinge und Dolchgriff sowie seines Knaufes aus Bergkristall mittels Röntgenradiographie besser zu verstehen. In diesem Zusammenhang soll auch der Frage nachgegangen werden, ob die Eisenklinge möglicherweise eine ursprünglich aus einem anderen Metall gefertigte Klinge ersetzt hat. Alle Objekte sollen mittels hochauflösender 3D-Digitalmikroskopie detailliert dokumentiert, ihre Herstellungstechnik untersucht und umfassend publiziert werden.

Einen weiterführenden Aspekt der Untersuchungen bildet die vergleichende Studie mit einem zweiten – allerdings mit einer Goldklinge versehenen – Dolch aus demselben Grab, der aufgrund seiner stilistischen Verwandtschaft häufig als »Zwilling« angesprochen wird. Insbesondere die, beide Dolche zierenden Granulationsarbeiten sowie deren Glas- und Steineinlagen sollen gegenübergestellt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können zur Klärung der Frage dienen, ob sich beide Objekte auch in ihrer Herstellungstechnik ähneln und sich weitere Rückschlüsse auf ihre nach wie vor diskutierte eigentliche Herkunft erzielen lassen.

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Kontakt

Christian Eckmann
+49 6131 8885-0
Kontakt
Katja Broschat
+49 6131 8885-0

Projektzeitraum

Seit 01.2017

Monographien

  • K. Broschat / F. Ströbele / Ch. Koeberl / Ch. Eckmann / E. Mertah, Iron from Tutankhamun’s Tomb (Kairo 2022).
  • K. Broschat / F. Ströbele / Ch. Koeberl / Ch. Eckmann / E. Mertah, Himmlisch! Die Eisenobjekte aus dem Grab des Tutanchamun. Mosaiksteine. Forschungen am RGZM 15 (Mainz 2018).

Aufsätze

Katalogbeiträge

  • K. Broschat / Ch. Eckmann / Eid Mertah, Brothers in Arms - Two daggers from the tomb of Tutankhamun. In: S. Connor / D. Laboury (Hrsg.), Tutankhamun. Discovering the forgotten Pharaoh [Ausstellungskat. Liège] (Liège 2020) 94-97.
  • K. Broschat / Ch. Eckmann / Eid Mertah, Frères d’armes – les deux poignards de la tombe. In: S. Connor / D. Laboury (Hrsg.), Toutankhamon, à la recherche du pharaon oublié [Ausstellungskat. Liège] (Liège 2019) 94-97.

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