Forschungsprojekt

Spuren der Zerstörung auf Bronzeobjekten in Brucherz-Funden

Zusammengefasst

Zahlreiche Brucherz-Horte Alteuropas – insbesondere aus der jüngeren Bronzezeit – enthalten neben vollständigen Objekten und Gusskuchen auch etliche fragmentierte Bronzeobjekte. Die Deutung dieser Horte schwankt zwischen sakralen Niederlegungen bis hin zu Verwahrfunden und Gießer-Depots. Die Gründe für die Fragmentierung der Objekte werden einerseits im sakralen Bereich gesucht und andererseits im praktisch-handwerklichen Bereich.

Das Projekt versucht, die Ursachenforschung auf eine interdisziplinäre methodische Basis zu stellen, die archäologische, restauratorisch-technologische, archäometrische, experimentalarchäologische und werkstoffwissenschaftliche Kompetenzen zusammenführt. Dabei sollen die an Buntmetallobjekten ausgewählter Horte nachweisbaren Spuren intentionaler oder unbeabsichtigter Fragmentierung systematisch erfasst, die Schadensbilder dokumentiert und charakterisiert, unter naturwissenschaftlichen und materialwissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert, sowie schließlich experimentell reproduziert werden. Ziel ist es, durch die Analyse von Werkstoffen, Spuren aufzuzeigen und mittels darauf basierender experimentalarchäologischer Forschungen die hinter den Fragmentierungen stehenden Parameter und Vorgänge herauszuarbeiten. Durch diesen materialkundlichen Forschungsansatz sollen Ergebnisse generiert werden, die Aussagen über die Ursachen und Motive der Fragmentierungen auf eine transparente und materialwissenschaftlich abgesicherte Datenbasis stellen. Die insbesondere für steinzeitliche Artefakte in den letzten Jahren zunehmend verwendete use-wear analysis kam bislang an Metallobjekten vergleichsweise selten zum Einsatz, wobei sich die Studien weitgehend auf einzelne Objektgruppen konzentrierten. Oftmals wurden in Experimenten Repliken ihrem Verwendungszweck entsprechend und die dabei entstehenden Spuren dokumentiert. Die experimentell erzeugten Spuren wurden anschließend mit denen auf den archäologischen Artefakten verglichen (z. B. Sáez/Lerma 2015; Dolfini/Crellin 2016). Allerdings sind Gebrauchsspuren hauptsächlich von der Art und Weise der Verwendung abhängig (und somit sehr anfällig für „Handhabungsfehler“), wohingegen die Spuren, welche bei der Fragmentierung von Objekten hinterlassen werden, stark von den primären und sekundären Materialeigenschaften sowie der jeweiligen Metall-Legierung des Objekts geprägt sind. In der Forschung wurden bislang die durch unterschiedliche Legierungen erzeugte Variabilität der Materialeigenschaften nur ansatzweise durch breit angelegtes Analyse- und Experimentaldesign berücksichtigt (Dolfini/Crellin 2016; Knight 2017).

  • Prof. Dr. Dorothee Schroeder-Obst, Dr. Volker Obst, Technische Werkstoffe GmbH, Rheinbach

  • E. Hanning, F. Ströbele, M. Adam: Zerstören im Dienst der Wissenschaft. Archäologie in Deutschland 2020/2, p. 36-37

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