Forschungsprojekt

Studien zur Dynamik neolithischer Gesellschaften

Empirie und mathematische Modellierung

Zusammengefasst

Das Neolithikum ist eine der wesentlichen Übergangsperioden in der Menschheitsgeschichte, in der es nicht nur zur Entstehung und Ausbreitung der Landwirtschaft und zur Etablierung einer weitgehenden Sesshaftigkeit kommt, sondern auch erste komplexe sozio-politische Systeme entstehen. Am LEIZA werden die Dynamiken dieser Übergangsperiode in einem um Mainz gelegenen Arbeitsgebiet (Mittelrhein-, nördlicher Oberrhein, Wetterau, Lahntal) untersucht. Ein spezielles Augenmerk ist gerichtet auf Krisenphasen, in denen es zu Zusammenbrüchen und Neukonstituierungen kommt.

Den Forschungen liegt die Hypothese zugrunde, dass sich in der Entwicklung neolithischer Gesellschaften Phasen kultureller Stasis mit solchen beschleunigter Entwicklung abwechseln, und letztlich neolithische Gesellschaften Zyklen unterliegen. Sie pendeln zwischen Idealtypen wirtschaftlicher Ausrichtung, sozialen Strukturen und politischen Organisationsformen auf und ab. Diese Entwicklungslinien werden durch Krisenphasen unterbrochen oder beschleunigt, einmal gesellschaftsinterner, aber auch -externer Ursache. Zu den ersten zählen soziopolitische Dynamiken, zu den letzteren auch klimatisch induzierte Umweltkrisen.

Gleichzeitig sehen wir aber in frühen bäuerlichen Gesellschaften Verhaltensgrundmuster, die sich auf alle sesshaften Gesellschaften übertragen lassen, von kleinen dörflichen Gemeinschaften bis zu heutigen Staaten.

Die Dynamiken dieser frühen bäuerlichen Gesellschaften untersuchen wir, gemeinsam mit unseren externen Partnern, auch auf überregionaler Ebene. Dabei findet auch die mathematische Modellierung und Simulation Anwendung.

Der Forschungsschwerpunkt wird begleitet durch Feldforschungen im Rhein-Main-Gebiet, derzeit zur Michelsberger Kultur (Langfristvorhaben Kapellenberg) und zur Linienbandkeramischen Kultur (Langfristvorhaben Kilianstädten). Bestandteil sind zudem GIS-basierte Modellierungen zur Umweltnutzung und Umweltbilanz der frühen bäuerlichen Gesellschaften im gemäßigt klimatischen Waldland.

Die Grundlagenforschung besteht, in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalämtern, in archäologischer Feldarbeit und in der Materialanalyse. Das Arbeitsgebiet wird so sukzessive flächendeckend und chronologisch gut aufgelöst aufgearbeitet. Diese Daten gehen in die Datenbank dASIS ein. Bestandteil des Forschungsschwerpunktes sind auch Abschlussarbeiten am Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

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Kontakt

Prof. Dr. Detlef Gronenborn
+49 6131 8885-129
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Projektzeitraum

Seit 01.2010

Unterstützung

LEIZA, INTERACT

  • D. Gronenborn/H.-C. Strien/S. Dietrich/F. Sirocko, ‘Adaptive cycles’ and climate fluctuations. A case study from Linear Pottery Culture in western Central Europe. Journal of Archaeological Science 51/November, 2014, 73–83.
  • D. Gronenborn, Some thoughts on political differentiation in early to Young Neolithic societies in western central Europe. In: H. Meller/H.-P. Hahn/R. Jung/R. Risch (Hrsg.), Arm und Reich - Zur Ressourcenverteilung in prähistorischen Gesellschaften. 8. Mitteldeutscher Archäologentag vom 22. bis 24. Oktober 2015 in Halle. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (2016) 61–76.
  • D. Gronenborn/H.-C. Strien/C. Lemmen, Population dynamics, social resilience strategies, and Adaptive Cycles in early farming societies of SW Central Europe. Quaternary International 446/2 August 2017, 2017, 54–65.
  • C. Lemmen/D. Gronenborn, The Diffusion of Humans and Cultures in the Course of the Spread of Farming. In: A. Bunde/J. Caro/J. Kärger/G. Vogl (Hrsg.), Diffusive Spreading in Nature, Technology and Society (Cham 2018) 333–350.
  • D. Gronenborn/H.-C. Strien/R. van Dick/P. Turchin, Social diversity, social identity, and the emergence of surplus in the western central European Neolithic. In: H. Meller/D. Gronenborn/R. Risch (Hrsg.), Überschuss ohne Staat / Surplus without the State. Politische Formen in der Vorgeschichte / Political Forms in Prehistory. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 181 (Halle 2018) 201–220.
  • D. Gronenborn/H.-C. Strien/K. W. Wirtz/P. Turchin/C. Zielhofer/R. van Dick, Inherent Collapse? Social Dynamics and External Forcing in Early Neolithic and modern SW Germany. In: F. Riede/P. D. Sheets (Hrsg.), Going Forward By Looking Back. Archaeological perspectives on socio-ecological crisis, response, and collapse. Catastrophes in Context volume 3 (New York, Oxford 2020) 333-366.
  • C. Lemmen/D. Gronenborn/K. Wirtz, A simulation of the Neolithic transition in Western Eurasia. Journal of Archaeological Science 38, 2011, 3459–3470.

  • Projektseite: Der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus vor 6000 Jahren
  • Projektseite Kilianstädten

Laudend

Dissertationen

  • Julia Hahn »Die Spät- und Endneolithischen Gräberfelder von Haunau-Mittelbuchen und $$«.
  • Frauke Jacobi »Archäologisch-anthropologische Studien zum Endneolithikum in Sachsen-Anhalt (Tagebau Profen)«.

Abgeschlossen

Dissertationen

  • Christian Lohr „Bandkeramische Erdwerke in Hessen.“ (2020).
  • Sandra Fetsch »Die Michelsberger Kultur zwischen Main und Eder« (2018).
  • Sabine Kuhlmann »Die Michelsberger Kultur im Mittelrheingebiet und im Trierer Land – Wirtschaftsgeographische Studien zu jungneolithischen Gesellschaften« (2016).
  • Wiebke Hoppe »Studien zur Phase II (‚Flomborn’) der Bandkeramischen Kultur« (Oktober 2011).
  • Nadine Richter »Der michelsbergzeitliche Höhenfundplatz Kapellenberg bei Hofheim a. T.« (November 2010).
  • Niels Bleicher »Altes Holz in neuem Licht. Archäologische und dendrochronologische Untersuchungen an spätneolithischen Feuchtbodensiedlungen Oberschwabens« (November 2007).

Magisterarbeiten:

  • Christian Lohr »Das bandkeramische Massengrab bei Schöneck-Kilianstädten«.
  • Johanna Ritter »B3a km 119 - Ein linienbandkeramischer Fundplatz bei Friedberg, Wetteraukreis«.
  • Ilia Heit »Die neolithische Muschelperlenwerkstatt von Fundstelle MPS 4 (Mil Plain Survey, Aserbaidschan): Archäologische und technologische Untersuchungen«. 
  • Verena Fox »Die mittelneolithischen Fundplätze Frankfurt-Harheim und Friedberg Gewerbegebiet West« (2013).
  • Bettina Hünerfauth »Impflingen und Orensberg – Studien zur Michelsberger Kultur in der Südpfalz« (2012).
  • Thomas Engel »GIS-basierte Auswertung altneolithischer Besiedlungsstrukturen am Beispiel der Landkreise Limburg-Weilburg und Rheingau-Taunus« (2012).
  • Ann-Katrin Leonhardt »Der mittelneolithische Fundplatz Bad Homburg, Klinikum, Hessen« (2012).
  • Daniela Braetz »Geschichte  sozialarchäologischer Ansätze in der Erforschung des Neolithikums im deutschsprachigen Raum« (2010).
  • Sabine Kuhlmann »Bischheimer Fundstellen im Frankfurter Stadtgebiet« (Dezember 2008).
  • Sandra Fetsch »Linienbandkeramische Fundplätze der Gemarkung Herxheim, Kr. Südliche Weinstraße« (2009).
  • Frauke Jacobi »Zwei Gräberfelder der Baalberger Gruppe aus dem Landkreis Quedlinburg – Ein interdisziplinärer Vergleich« (2008).
  • Christina Dear »Eine Siedlung der jüngeren und jüngsten Bandkeramik mit Grabenwerk an der B 49, bei Wetzlar-Dahlheim« (2008).
  • Birgit Regner-Kamlah »Die Befunde des michelsbergzeitlichen Grabenwerks von Bruchsal–Aue« (2006).

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