Forschungsprojekt

Fragmentierung von Weihgaben im Heiligtum von Olympia

Forschungen zum Hintergrund einer rituellen Praxis

Zusammengefasst

Das Zeusheiligtum von Olympia ist neben Delphi das bedeutendste griechische Heiligtum, das nicht nur während der Olympischen Spiele zahlreiche Besucher von nah und fern anzog. Bei den seit 1875 laufenden deutschen Ausgrabungen in Olympia ist eine riesige Zahl bronzener Weihgaben zutage gekommen, von denen viele mehr oder weniger stark fragmentiert sind und mitunter Spuren intentionaler Zerstörung zeigen. Ziel des Projekts ist es, die hinter diesen Zerstörungen stehenden Praktiken und Intentionen zu erforschen.

Trotz der großen Menge fragmentierter bronzener Weihgaben in Olympia und in anderen Heiligtümern wurde bislang kein tiefgehender Versuch unternommen, dieses Phänomen systematisch zu analysieren und die Demolierungen als Teil einer (rituellen) Praxis zu begreifen, die Einblicke in das Kultgeschehen eines bedeutenden griechischen Heiligtums erlaubt. In anderen Fachdisziplinen, insbesondere in der prähistorischen Archäologie, bilden dagegen fragmentierte Bronzen (»Brucherz«) bei der Untersuchung bronzezeitlicher Hortfunde Alteuropas einen wichtigen Forschungsgegenstand, für den eine Reihe methodischer Ansätze entwickelt wurden.

Das Projekt will Forschungsansätze aus verschiedenen Fachdisziplinen zusammenführen und exemplarisch für die Analyse fragmentierter Buntmetallobjekte in Olympia nutzbar machen. Es soll untersucht werden, welche Funktion und Bedeutung fragmentierte Weihgaben in Olympia besitzen, wann und wie sie demoliert wurden und warum sie in so großer Zahl in den Boden gelangten. An ausgewählten Materialgattungen

  • sollen spezifische Fragmentierungs- und Bruchmuster erkannt werden
  • sollen anhand von Maßen und Gewichten statistische Untersuchungen durchgeführt werden
  • soll der Grad der Fragmentierung errechnet werden
  • soll die räumliche Verteilung fragmentierter Objekte in ihrem Bezug zu Funktionsbereichen innerhalb des Heiligtums (z.B. Gusswerkstätten, Altären, Tempeln) untersucht werden.

In einem transkulturellen Ansatz wird das olympische Material nicht nur mit jenem aus anderen griechischen und westgriechischen Heiligtümern verglichen, sondern auch mit »Brucherz« aus spätbronze-/früheisenzeitlichen Horten Alteuropas, um strukturelle Übereinstimmungen oder Unterschiede herauszuarbeiten. Dadurch sollen neue Erkenntnisse zur Bedeutung des Fragmentierungsphänomens in Olympia und in anderen griechischen Heiligtümern gewonnen werden, um Techniken und Motivation(en) zu fassen, die der Praxis der Fragmentierung zugrunde liegen.
 

Vergangene Tagungen

  •  Teilen
  •  Link kopieren
  •  Artikel drucken

Projektzeitraum

Seit 01.2022

Unterstützung

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), 2022-2024

  • Olympiagrabung des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Athen (PD Dr. Oliver Pilz)

  • A. Scarci, Olympia, Griechenland. Forschungen zum Projekt »Fragmentierung von Weihgaben im Heiligtum von Olympia«. Die Forschungsarbeiten von 2022 bis 2023. E-Forschungsberichte des DAI, 2023, 1-18. https://doi.org/10.34780/zsd6-1c8f
  • A. Scarci, Fragmentation of votive offerings in the sanctuary of Olympia: first results. In: Proceedings of the 21. International Congress on Ancient Bronzes (Budapest, 20-24 September 2022) im Druck.
  • H. Baitinger, Fragmentierte Weihgaben und Brucherz in Olympia. In: A. Moustaka / W.-D. Niemeier (Hrsg.), Neue Forschungen zu frühen griechischen Heiligtümern (12.– 5. Jh. v. Chr.). Internationales Symposion zu Ehren von Helmut Kyrieleis anlässlich seines 80. Geburtstages, Deutsches Archäologisches Institut Athen, 19.– 21. April 2018. Athenaia (im Druck).
  • H. Baitinger, Ritual killing, melting down, re-use – fragmented objects in the sanctuary of Olympia. In: C. Tarditi / R. Sassù (Hrsg.), Offerte in metallo nei santuari greci. Doni votivi, rituali, smaltimento. Atti del seminario online, 29 ottobre 2020. Thiasos 10, Supplementum V  (Rom 2021) 5-14.

Informiert bleiben!

Regelmäßige LEIZA-Updates im Posteingang: Jetzt unseren Newsletter abonnieren