Forschungsprojekt

Methodik der Bildforschung

Möglichkeiten und Grenzen einer systematischen archäologischen Bildwissenschaft

Zusammengefasst

Das langfristig angelegte Forschungsprojekt möchte durch eine Reihe von Workshops und Tagungen mit spezifischen Themen und geladenen Gästen die generellen Mechanismen von Bildkunst identifizieren. Dazu werden archäologische Objekte aus verschiedenen Regionen und Zeithorizonten durch Spezialist*innen unterschiedlicher Fachbereiche betrachtet und unter konkreten Fragestellungen bzw. Themen ausgewertet. Ziel ist letztlich die Ableitung allgemeiner Zugänge und Werkzeuge für ein funktionales, gesellschaftliches und dann auch semantisches Verständnis von alten Bilddarstellungen.

Bilder, Ornamente, Symbole und andere graphische Zeichen sind authentische Botschaften von Menschen bzw. Gruppen von Menschen. Es handelt sich im Falle alter Kulturen kaum um individuelle Erscheinungen, sondern um allgemein bekannte, sinntragende Medien der Kommunikation, um identitätsstiftende und determinierende Elemente. Ihre Dechiffrierung ermöglicht heute in der Ergänzung zu archäologischen Erkenntnissen ein tieferes Verständnis historischer Konstellationen bzw. Entwicklungen in kultureller, politischer und religiöser Hinsicht. Dies ist vor allem bei weitgehend schriftlosen Kulturen relevant, z.B. bei den als „Germanen“ bezeichneten Gruppen in Nord- und Mitteleuropa. 

Doch sowohl die Lesung als vor allem auch die Deutung vieler auf archäologischen Objekten erhaltenen Zeichen und Bildmotive gelten heute als unsicher. Denn figürliche, ornamentale oder zeichenhafte Darstellungen sind nur durch die Identifizierung ihrer einstigen Kontexte in ihrem ehemaligen Aussagewert sowie ihrer historischen Bedeutsamkeit zu verstehen. Aber es fehlt an übergreifenden methodischen Ansätzen und gesicherten Zugangswegen zur Rekonstruktion dieser Kontexte. Trotz vielfacher wissenschaftlicher Erkenntnisse und theoretischer wie auch methodischer Fortschritte der letzten Jahre fehlt es an generellen, allgemeingültigen und anerkannten Grundsätzen, welche möglichst klare, gesicherte Zugangswege zu einer unvoreingenommenen Bilddeutung und zur archäologischen Hermeneutik eröffnen. Diese Lücke möchten wir mit dem Projekt zur Methodik der Bildforschung füllen. Langfristig haben wir uns zum Ziel gesetzt, allgemeingültige Regeln, Prämissen und Mechanismen von Bildkunst zu ermitteln und geeignete Werkzeuge zur generellen Deutung alter Motive und Zeichen abzuleiten.

Mit unseren Workshops und Tagungen wollen wir im Forschungsraum wie auch darüber hinaus Impulse geben. Wir streben eine enge Zusammenarbeit mit einem breiten, interdisziplinären Netzwerk von Kooperationspartner*innen im In- und Ausland an. Neben Angehörigen verschiedener archäologischer Fächer (Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie, Ägyptologie, Altamerikanistik usw.) integrieren wir Forschende weiterer geisteswissenschaftlicher Disziplinen, darunter Geschichtswissenschaft (Textquellen), Religionswissenschaft und Altskandinavistik. Es sollen verschiedene gebräuchliche Methoden, die in ganz unterschiedlichen Forschungsfeldern und Fachbereichen erprobt worden sind, gegenübergestellt sowie kritisch hinterfragt und diskutiert werden. Bewusst geht die Perspektive über den europäischen Horizont hinaus.

Bisherige Aktivitäten:

Workshop I: „Pilotworkshop“
Termin: 4./5. Oktober 2021, am ZBSA in Schleswig

Auftaktveranstaltung mit neun Vorträgen von insgesamt 20 geladenen Gästen aus sechs Fachbereichen. Die in den verschiedenen Fächer vorkommenden Arten von Bildern (Darstellungen, Objekte, Funktion, Deutung) und die jeweilig angewandten Methoden der Bildanalyse und Bilddeutung wurden vorgestellt, im Plenum verglichen und diskutiert. Dabei konnten erste Standortbestimmungen für ein Projekt Methodik vorgenommen werden. Der Wunsch nach einem Ausbau und einer längerfristigen Fortsetzung des Projektes wurde von den Vortragenden sowie den übrigen Anwesenden formuliert.

Workshop II: „Bildpraktiken zwischen Weltbildern und Normsetzungen“
Termin: 28.02. – 3.03.2023; LEIZA, Mainz

15 geladene Gäste aus sechs Fachbereichen sprachen über die vielgestaltigen Aspekte des Themas Bildpraktiken. Im Workshop ging es um die analytische Verschränkung der Betrachtung von Bildaussagen und Bildbedeutungen mit dem Umgang sowie der Behandlung von Bildern. Über die Betrachtung des bewussten Einsatzes und der Manipulation von Bildern wurde die zentrale Funktion von Bildern für die Aushandlung von gesellschaftlichem Konsens genauer skizziert. Dazu wurden anhand aussagekräftiger Beispiele Methoden und hermeneutische Zugänge zu Weltbildern und Normen diskutiert.

  •  Teilen
  •  Link kopieren
  •  Artikel drucken

Projektzeitraum

Seit 01.2020

Informiert bleiben!

Regelmäßige LEIZA-Updates im Posteingang: Jetzt unseren Newsletter abonnieren