Forschungsprojekt

Der griechische Traktat „Über die hochgeschätzte und berühmte Goldschmiedekunst“

Edition und interdisziplinärer Kommentar

Zusammengefasst

Das Projekt widmet sich dem anonymen Traktat mit Rezepten zur Gold- und Silberschmiedekunst, der von erheblicher Bedeutung für die Byzanzforschung ist. Es handelt sich um den einzigen bislang bekannten Goldschmiedetraktat aus Byzanz. Er stellt als einziger bzw. erster mehrere Verfahren vor, z. B. die Email- und Niello-Fertigung, die in der byzantinischen Goldschmiedekunst eine bedeutende Rolle spielen. Durch eine interdisziplinäre Neuedition des Traktats können geistes- und naturwissenschaftliche Perspektiven erstmals zusammen berücksichtigt werden.

Die Schrift besteht aus 69, teilweise kommentierten Rezepten zur Gold- und Silberschmiedekunst. Das Original des Traktats, der vielleicht in Teilen aus dem 11. Jh. stammt, ist verschollen. Zwei spätere Abschriften sind überliefert: Die besser erhaltene Version findet sich im Codex Parisinus Graecus 2327, der eine Sammelhandschrift mit älteren alchimistischen Texten darstellt, angefertigt 1478 auf Kreta. Der Traktat ist von erheblicher Bedeutung für die Byzanzforschung, handelt es sich doch um den einzigen bislang bekannten Goldschmiedetraktat aus Byzanz, der ein Gegenstück zu dem oft zitierten lateinischen Werk des Theophilus Presbyter aus dem 12. Jh. bildet und mehrere Verfahren als einziger bzw. erster vorstellt. Der Text war zunächst Ende des 19. Jahrhunderts ins Französische übersetzt worden. Jochem Wolters, ein renommierter Experte für historisches Goldschmiedehandwerk, erkannte das technikgeschichtliche Potenzial und übersetzte es 2004 aus dem Französischen ins Deutsche. Auf philologische Aspekte und Probleme konnte er bei seinem goldschmiedetechnischen Kommentar nicht eingehen.

Die Forschungskompetenzen und -infrastrukturen innerhalb des RGZM und die Vernetzung im Rahmen des „Leibniz-WissenschaftsCampus – Byzanz zwischen Orient und Okzident – Mainz/Frankfurt“ bieten die Möglichkeit zu einer interdisziplinären Neuedition. Dadurch können philologische, historische, kunsthistorische, archäometallurgische, experimentalarchäologische und goldschmiedetechnische Perspektiven erstmals zusammen berücksichtigt werden.

  • Humboldt-Universität zu Berlin und Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (M. Martelli);
  • National Hellenic Research Foundation (G. Merianos)

  • Patscher, S., & de Zilva, S. (2017). Der byzantinische Traktat „Über die hochgeschätzte und berühmte Goldschmiedekunst“ – Neuedition, Übersetzung und interdisziplinärer Kommentar: Das Projekt und erste Ergebnisse der experimentellen Evaluierung. Experimentelle Archäologie in Europa 2017, 136–147.
  • Greiff, S., & Bosselmann-Ruickbie , A. (2018). Hochzeitsschmuck einer Byzantinischen Prinzessin? Antike Welt , 4.18, 24–26.
  • Hanning, E., De Zilva, S., Engelmann, J., Patscher, S., & Prinzing, G. (2018). Not Everything that glitters is gold: reconstructing two goldsmithing recipes from the Codex Parisinus graecus 2327. In EAA Abstract book 2018, 1035. Barcelona ---- Prinzing, G., 2018. Streiflichter auf Goldschmiede im Byzanz der mittelbyzantinischen Zeit, in: Drauschke, J., Kislinger, E., Kühtreiber, K., Kühtreiber, T., Scharrer-Liška, G., Vida, T. (Eds.), Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. Mainz, pp. 762–772. ---- Hanning, E., Greiff, S., Prinzing, G., & Bosselmann-Ruickbie, A. (2020). Rezepte für byzantinische Goldschmiede. Archäologie in Deutschland , 2020/H.2, 38–39.
  • A. Bosselmann-Ruickbie, Das Verhältnis der „Schedula diversarum artium“ des Theophilus Presbyter (12. Jh.) zu byzantinischen Goldschmiedearbeiten – grenzüberschreitende Wissensverbreitung im Mittelalter?, in: A. Speer (Hrsg.), Zwischen Kunsthandwerk und Kunst: die „schedula diversarum artium“, Miscellanea Mediaevalia 37 (Berlin 2014) 333–368

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