Der Kapellenberg – ein Pompeji der Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
Der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus ist eine der größten Siedlungen aus der Zeit der Michelsberger Kultur (4200–3500 v. Chr.). Es war eine gewaltige Anlage von 45 ha Größe, die bebaute Fläche umfasste immer noch 26 ha. Auch heute, nach 6000 Jahren, sind die einstigen Wallanlagen im Gelände zu sehen – es ist ein Pompeji der Steinzeit. Die Anlage wurde offensichtlich zunächst um einen Großgrabhügel errichtet, der zum Ende des Mittelneolithikums (um 4500 v. Chr.) oder zu Beginn der Michelsberger Belegung (um 4200/4100 v. Chr.) errichtet wurde.
Neben den archäologischen Hinterlassenschaften des Jungneolithikums finden sich auf dem Kapellenberg noch zwei weitere Grabhügel aus dem Endneolithikum, ein kreisförmiger Graben unbekannter Zeitstellung und die Reste eines römischen Wachtturms. Der Großgrabhügel wurde im Zuge forstwirtschaftlicher Arbeiten bereits um 1880 in einer undokumentierten Grabung versehentlich angegraben. Die Kreisgrabenanlage und die Reste des Wachtturms wurden dann 1896 durch C. L. Thomas wissenschaftlich untersucht.
Der Wall wurde zum ersten Mal durch August von Cohausen beschrieben, der auch die Ähnlichkeit der Keramik mit der vom Michaelsberg bei Bruchsal erkannte, später der namensgebende Fundort der Michelsberger Kultur. Cohausen publizierte zudem zwei vermutlich aus dem Großgrabhügel stammende Beilklingen. Dietwulf Baatz erkannte schließlich die jungneolithischen Grabhügel und vermutete eine Michelsberger Höhensiedlung. 1975 untersuchte Rolf Kubon einen der spätneolithischen Grabhügel. Der Großgrabhügel wurde erst 2012 durch Heinrich Thiemeyer als sicher anthropogene Formation erkannt.
Seit 2008 untersucht das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM), jetzt LEIZA, und die Johannes Gutenberg-Universität in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE die Wallanlagen, die Innenbesiedlung und den Großgrabhügel. Sehr unterstützt wird das Vorhaben vom Magistrat der Stadt Hofheim.
Die Grabungen sind als Praktika in das Lehrangebot an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz eingebunden, sie sind ebenso Bestandteil der Ausbildung am LEIZA. Die bodenkundlichen Untersuchungen werden gemeinsam am Geographischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt und am Geographischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ausgeführt.
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