Forschungsprojekt

Die Metallfunde aus den amerikanischen Ausgrabungen in Morgantina (Prov. Enna, Sizilien)

Zusammengefasst

Das antike Morgantina liegt in der Nähe von Enna in Zentralsizilien und wird seit 1955 von US-amerikanischen ArchäologInnen umfassend erforscht. Die Besiedlung des Platzes begann in der späten Bronze- und frühen Eisenzeit, doch liegt der Schwerpunkt auf der hellenistischen Zeit, also den letzten drei Jahrhunderten vor Christi Geburt. Innerhalb der schachbrettartig angelegten hellenistischen »Planstadt« konnten neben öffentlichen Bereichen wie der Agora auch Heiligtümer und reiche Wohnhäuser aufgedeckt werden, die einen überaus umfangreichen Bestand an Metallkleinfunden erbracht haben.

Während manche Materialgattungen aus Morgantina bereits ausführlich bearbeitet und publiziert wurden, blieb der rund 2.500 Objekte umfassende Bestand an metallenen Kleinfunden weitgehend unbeachtet, obwohl er einen der größten und bedeutendsten Fundkomplexe dieser Art im mediterranen Raum darstellt. Seine wissenschaftliche Bearbeitung wird nicht nur wichtige Erkenntnisse zu verschiedenen Funktionsbereichen und zur Struktur der Stadt liefern (Wohnbereiche, öffentliche Areale [Agora, Bäder], Heiligtümer), sondern die bislang unzureichende Kenntnis metallener Kleinfunde aus republikanischer Zeit im italisch-sizilischen Raum wesentlich erweitern. Die Ergebnisse sind nicht nur für den mediterranen Raum relevant, sondern auch für Mittel- und Westeuropa. Von besonderem Interesse ist das zahlreiche Auftreten „keltischer“ Latènefibeln des 3. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. in Morgantina (Fibeln vom Mittellatèneschema, Fibeln der Form Almgren 65, Schüsselfibeln, Jezerinefibeln u.a.m.). Diese auf Sizilien fremden Gewandspangen werfen grundsätzliche Fragen nach der ethnischen Zusammensetzung und Identität der Stadtbewohner sowie nach der Präsenz fremder Individuen (Militär?) auf. Außerdem versprechen die Metallfunde aus Morgantina wichtige Hinweise für die absolute Chronologie der späten Latènezeit. Damit kommt diesem Fundbestand nicht nur eine Schlüsselposition für die mediterrane Archäologie zu, sondern auch für die Erforschung der entwickelten und späten Latènezeit in Mittel- und Westeuropa.

  •  Teilen
  •  Link kopieren
  •  Artikel drucken

  • Prof. Dr. Malcolm Bell III, University of Virginia, Charlottesville (USA)
  • Prof. Dr. Carla Antonaccio, Duke University, Durham (USA)
  • Assistant Prof. D. Alex Walthall, University of Texas, Austin (USA)
  • Museo Archeologico di Aidone (I)

  • H. Baitinger, Fibeln vom Mittellatèneschema auf Sizilien und in Kalabrien. Jahrbuch des RGZM 59, 2012 (2014) 365–389.
  • H. Baitinger / G. Rasbach, Lockruf des Geldes. "Keltische" Söldner auf Sizilien? Antike Welt 49/3, 2018, 47–53.

Informiert bleiben!

Regelmäßige LEIZA-Updates im Posteingang: Jetzt unseren Newsletter abonnieren